Die Suche nach der eigenen Lebensaufgabe ist eine in vielen Kulturen schon über Jahrtausende praktizierte Tradition. Bei den Indianern Nordamerikas etwa war es üblich, dass junge Menschen auf Visionssuche gingen, indem sie auf einen Berg stiegen oder auch in eine eigens dafür angelegte Visionsgrube, bei anderen Völkern gingen junge Menschen für ein ganzes Jahr in die Wälder, nicht nur um ihre Vision zu finden, sondern auch die Stärke, sie dann umzusetzen.
Was bedeutet Lebensaufgabe?
Vision, Lebensaufgabe, Berufung, Lebenstraum – was ist das eigentlich und ist das alles dasselbe? Natürlich kann jemand den Lebenstraum haben, einen Ferrari und eine Luxusjacht zu besitzen und alles daran setzen, dies zu verwirklichen und somit beinhaltet auch diese “Vision” einige der Elemente, die eine Lebensaufgabe ausmachen: Zielgerichtetheit, etwas aus ganzem Herzen wollen und mit aller Kraft dafür arbeiten. Dennoch ist dies nicht die Art von „Vision“, von der wir hier sprechen.
Die Lehren des Buddhismus besagen, dass es kein eigenständiges Selbst gibt, sondern dass wir Teil sind eines größeren Ganzen, des Kosmos. Betrachtet man das Universum von Galaxien bis in die subatomare Struktur unserer Zellen, findet man eine durchgängige Ordnung. Alles folgt kosmischen Gesetzen, etwa der Gravitation, die Vorgänge sowohl auf universeller als auch subatomarer Ebene regeln. Ein anderes kosmisches Gesetz bewirkt, dass das Universum Strukturen schafft, die sich zu Komplexität hinbewegen. Wäre dem nicht so, wäre das Universum noch immer nur eine Ansammlung von Gasen, ohne Galaxien, Sterne oder Planeten. Auf der biologischen Ebene wären wir über das Stadium der Einzeller nicht hinausgekommen. Aber sehen wir uns um, finden wir die komplexesten organischen Strukturen in einer unüberschaubaren Vielfalt. Die Erde platzt geradezu aus allen Nähten von der Fülle des Lebens, welches sich auch noch ständig weiterentwickelt und neue Formen erschafft.
Ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung dieser Vielfalt ist der Erhalt von Information, die über die Generationen weitergegeben wird und so erst ermöglicht, dass sich Lebensformen in dieser Komplexität entwickeln können. Wie diese Information weitergegeben wird, ob über die DNA allein oder aber im kosmischen Feld gespeichert sich in neuem Leben wieder inkarnierend, ist nicht Teil dieses Artikels. Von der Wissenschaft als Informationsspeicher noch immer abgetan, nutzen wir jedoch alle das kosmische Feld als Überträger von Information etwa bei Radio, Funk und Internet. Es ist nur eine Frage unseres Erkenntnissstandes, das Feld nicht nur als Überträger, sondern auch als Speicher von Information und somit als spirituellen Ort zu begreifen, ob als Himmel der monotheistischen Religionen oder als Bardo und Ausgangspunkt einer Wiedergeburt im Buddhismus.
Die Lebensaufgabe ist nicht die Summe unsrer Wünsche
Unsere Lebensaufgabe sollte vor diesem Hintergrund verstanden werden. Sie ist keineswegs identisch mit unseren aus Alltagsbewusstsein erdachten Wünschen, sondern vielmehr etwas aus kosmischen Zusammenhängen geborenes. Wir sind Teil des Ganzen, wie Zellen in einem Organismus. Und doch bedeutet Lebensaufgabe nicht, seine Individualität aufzugeben und nur als „Zelle” für das Ganze zu funktionieren. Unsere Lebensaufgabe ist das, was wir selbst im tiefsten Inneren sind. Sie ist identisch, mit dem was wir in den Tiefen unserer Seele wirklich-wirklich wollen und was gleichzeitig eins ist mit dem, was auch der Kosmos für uns will.
Der Teil des Kosmos, den wir tagtäglich erleben und zu dem wir am meisten gehören, ist unser Heimatplanet, mit dem wir auf das Tiefste verbunden sind und auf dem wir eine Aufgabe haben. Wie aber können wir diese Lebensaufgabe finden, wenn schon die Menschen indigener Kulturen, in der Tradition der Visionssuche aufgewachsen, mit viel weniger Information zugemüllt als wir, dennoch für ihre Suche für manchmal lange Zeiträume in die Wildnis gehen mussten? Die in jungen Jahren auf Visionssuche gingen um ihre Vision dann in ihrem Leben zu verwirklichen.
Wir sind in unserer Gesellschaft einer Überfülle von Informationen ausgesetzt, die uns täglich vom Wesentlichen ablenkt, sind darauf dressiert worden, Teil eines Systems zu sein, welches, wie wir immer stärker feststellen, uns selbst und die lebendige Fülle unserer wundervollen Erde in den Untergang zu führen scheint. Wie können wir vor diesem Hintergrund unsere Lebensaufgabe finden, die, wenn sie aus der kosmischen Quelle kommt, sicher auf den Erhalt des Lebens gerichtet ist? Und wie können wir diese dann verwirklichen? Denn mit dem Finden allein ist es nicht getan, sondern es gilt sie im konkreten Leben zu verwirklichen.
Ich habe in meinem eigenen Leben niemals eine klassische Visionssuche gemacht, aber mich seit meiner Kindheit oder frühen Jugend immer mit der Frage beschäftigt, wer ich bin und was ich wirklich will. In einer Gesellschaft, die auf Beruf statt Berufung programmiert ist, führte das zu allerlei Umwegen und auch Enttäuschungen, manchmal zu Stagnation und dann wieder Neuausrichtung. Ich habe diese Phase überlebt. Und ich habe meine Lebensaufgabe gefunden! Sie ist mein ganz persönlicher Schatz und deshalb auch nicht Teil dieses Artikels. Wer mich näher kennt, könnte sie vielleicht umreißen, wenn auch nicht exakt auf den Punkt bringen, denn dieser findet sich nur in meinem Herzen.
Wer Umwege gegangen ist und im Nachhinein um diese weiß, kann Abkürzungen erkennen und Tipps für den Weg geben. Und genau das ist mein Angebot für Menschen, die selbst auf die Suche nach ihrer Lebensaufgabe gehen wollen. Kein „bei Anruf Lebensaufgabe-Versprechen”, sondern Unterstützung bei einer Suche, die manchmal auch lange dauern kann und Rat und Tat dann vor allem bei der Umsetzung im konkreten Alltag.
Finde deine Lebensaufgabe
Wer sich auf einen Weg macht, muss zunächst wissen, wo er steht, muss seinen Ausgangspunkt lokalisieren. Es gilt Ballast loszuwerden in Form vieler unnütz gewordener Gewohnheiten, aber auch die körperlichen Voraussetzungen für unsere Reise zu entwickeln und zu stärken. Räumen wir innerlich auf, legen wir nach und nach unser Herz frei und können Einblicke finden in das, was uns berührt und wofür wir im Innersten stehen. Vieles wofür wir im Innersten brennen ist heute gefährdet in einer auf Konformität und Konsum ausgerichteten globalen Gesellschaft. Ob die uns umgebende oder aber unsere eigene innere Natur, alles scheint einem globalen Trend der Plünderung und Gleichschaltung geopfert zu werden. Nach mir die Sintflut – auch dieser Satz gehört zum geistigen Müll, denn wir wieder loswerden müssen, wenn wir unsere Aufgabe finden wollen.
Manchmal finden wir dann in unserem Herzen das, wofür wir wirklich brennen, was wir in diese Welt einbringen wollen, sehen ganz klar, was unsere Lebensaufgabe ist.
Aber dann fängt unsere Arbeit erst richtig an!
Wir müssen unsere Ausgangssituation prüfen. Vielleicht empfinden wir uns als schon zu alt, sind krank oder müssen die nächsten 30 Jahre ein Haus abbezahlen, sind mit dem falschen Partner verheiratet oder haben Kinder, die uns täglich fordern. Kurz, es kann unmöglich erscheinen, aus dieser Tretmühle heraus eine Vision zu verwirklichen.
Auch hier keine Versprechen! Vielleicht ist es manchmal unmöglich!
Aber vielleicht ist es das ja auch nur, weil wir es uns unmöglich „denken“. Denken wir in kosmischen Dimensionen, ist allein die Ausrichtung auf ein Ziel, wenn sie im Herzen verankert ist, schon lohnend. Denn sie lässt uns eintreten in ein Teilhaben am kosmischen Fluss der Dinge, in eine „Richtigkeit“ und Gleichklang mit dem Leben. Wie Wasser, welches immer seinen Weg zurück zum Meer findet, auch wenn es jahrelang in einer stinkigen Pfütze warten muss, aber losfließt, sobald sich ein Weg auftut. Wollen wir unser Ziel noch in diesem Leben erreichen, und dieser Wunsch kann Motor und Inspiration sein, gilt es sich mit der unser Umfeld darstellenden Situation auseinanderzusetzen, Strategien zu entwickeln und ausgetretene Wege zu verlassen, ohne sich dabei neu zu verwickeln, da dies unser Fortschreiten langfristig nur behindern würde.
Zusammenfassend könnte man sagen: Es gilt, die eigene Lebensaufgabe in einem Klärungsprozess zu finden, sich darauf auszurichten, günstige Bedingungen zu schaffen und dann mit brennendem Herzen loszugehen, und dabei alle Schwierigkeiten Schritt für Schritt zu meistern. Es gilt, die eigene Reise als ein Abenteuer zu verstehen, welches Siege und auch Niederlagen enthalten kann, und den dafür nötigen Kriegergeist zu entwickeln.
Bei diesem Weg biete ich dir meine Begleitung an, und wenn auch nur für ein kurzes Stück.
Klaus Berger ist Naturpädagoge, Naturtherapeut und Achtsamkeitstherapeut. Gründer und Leiter der Naturschule Darmstadt, des Regenwaldzentrums Darmstadt und der Wild Land – Wild Spirit Foundation.
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