Salbei, „der Retter“. Dies ist die Bedeutung seines lateinischen Namens Salvia, der von „salvare“ kommt, was retten und bewahren bedeutet. Ist die Not am größten, wächst das Rettende auch“ (Viktor Hugo).
Die unscheinbare Salbeipflanze scheint für den Menschen der heutigen Zeit wie vom Himmel gefallen, so vielseitig und profund sind ihre Heilwirkungen. Ihre Namen spiegeln die Verehrung wieder, welche diese Pflanze bei unseren Vorfahren genoss: „Salva regis“, die „Königin unter den Heilkräutern“ (Abtei zur Heiligen Maria in Fulda), „Mutter aller Kräuter“ (Abt Walafried Strabo um 840), „Kraut der Unsterblichkeit“ (Paracelsus), „Ambrosia derGötter“ (Albertus Magnus um 1250), „Götterspeise“ (Konrad Megenburg 1350 in „Buch der Natur“). Kaiser Karl der Große verordnete um 800 den Salbeianbau in ganz Europa. Die Ärzteschule von Salerno prägte um 1200 herum den noch heute oft zitierten Satz: „Cur moriatur homo cui salvia crescit in hortis?“ – „Warum soll der Mensch sterben, solange er Salbei im Garten hat?“. Die Liste der Referenzen von Kaisern, Ärzten und Gelehrten ist länger als für jede andere Heilpflanze. Schon die alten Ägypter nutzten ihn als Verjüngungsmittel und für Fruchtbarkeit.
Salbei ist die Pflanze der Superlative. Sie besitzt die älteste Geschichte unter den medizinisch wirksamen Kräutern. Neben Thymian handelt es sich um das calciumreichste Gewürzkraut. Sie ist der absolute Antioxidantien-Star unter den Heil- und Gewürzkräutern. Antioxidantien sind die Gegenspieler zu freien Radikalen, die zu Zellzerstörung, Alterungsprozessen und chronischen Krankheiten führen. Salbei hat ein doppelt so hohes antioxidatives Potential wie Trolox, einem Vitamin E und der Referenzgröße dafür. Die Rosmarinsäure in Salbei ist 20-mal so antioxidativ wirksam wie Trolox. Salbei ist die polyphenolreichste Pflanze Europas. Salbei-Extrakt ist wirksamer als das übliche Alzheimer-Medikament, ebenso wirksam wie übliche Diabetes-Medikamente aber ohne Nebenwirkungen, doppelt so wirksam gegen pathogene Pilze wie die üblichen Anti-Pilzmittel und wieder ohne Nebenwirkungen, besser wirksam gegen Bakterien wie das stärkste Antibiotikum, bei Lippenherpes genauso wirksam wie Zovirax. Es gibt mehr als 1000 wissenschaftliche Studien, welche diese Wirkungen belegen.
Kurz zur Botanik des Salbei
Der Echte Salbei oder Salvia officinalis gehört zur Familie der Lippenblütengewächse, es gibt etwa 900 Arten, 36 davon in Europa. Als Heilmittel kommen auch der Muskatellersalbei und chinesische Rotwurzelsalbei infrage. Letzterer hat eine bedeutende Stellung in der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) und wird neuerdings auch bei uns kommerziell angebaut. Der Echte Salbei oder Gartensalbei wird auch Königssalbei, Edler Salbei oder Dalmatiner Salbei genannt und kommt ursprünglich aus Dalmatien, Serbien und Mazedonien. Er besitzt eine große ökologische Anpassungsfähigkeit und findet sich daher in allen gemäßigten und auch kälteren Gebieten Europas bis nach Südskandinavien und Irland. Er verträgt Fröste.
Der Halbstrauch wird 60 bis 80 Zentimeter hoch. Die Blätter sind eiförmig bis schmal-lanzettlich geformt und behaart. Die kleinen Drüsenhaare als auch die Drüsenschuppen enthalten die wertvolle ätherische Öle. Die kurzstieligen Blüten bilden einen Scheinquirl und sind zu einer Scheinähre vereinigt. Ihre Farbe ist rosa, hell- bis violettblau oder violett, selten weiß. Die Bestäubung erfolgt hauptsächlich durch Bienen, Hummeln und andere Wildbienen, aber auch von Schmetterlingen.
Man kann sich Jungpflanzen kaufen oder kann sie durch Stecklinge vermehren. Ab dem vierten Standjahr verholzt der Busch und sollte durch Jungpflanzen ersetzt werden, weil der Gehalt an ätherischen Ölen zurückgeht. Die ausgewachsene Pflanze braucht nur selten gewässert zu werden, stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden und wird wenig von Krankheiten und Schädlingen heimgesucht. Sie ist also Klimawandel-Gewinnerin. Allerdings liebt sie es sonnig.
Die wertvollen Inhaltsstoffe vom Salbei
Bisher wurden mehr als 160 medizinisch wirksame Stoffe in Salbei identifiziert, die meisten davon gehören zu den bioaktiven Stoffen oder Polyphenolen, welche die Pflanze zum Antioxidantien-Star unter den Heilpflanzen macht. Salbei begleitet die Menschheit seit Jahrtausenden von Jahren, so dass wir genetisch bestens an ihn angepasst sind. Pro 100 Gramm enthalten Salbeiblätter 10 Gramm Protein, 13 Gramm wertvolle Fettsäuren, 40 Gramm gesunde Ballaststoffe, beträchtliche Mengen von Vitamin E, den Nervenvitaminen B1, B3 und B6, 4,5 Milligramm Gallensäure-Äquivalent Polyphenole und damit Europa-Rekord unter den Heilpflanzen.
Polyphenole beugen Krebs vor und ziehen Krebszellen aus dem Verkehr, sie unterdrücken die Vermehrung krankmachender Bakterien, Viren und Pilze, sie beugen Blutgerinnseln vor, sind die stärksten Fänger freier Radikaler, sie stärken das Immunsystem, hemmen Entzündungen, regulieren einen zu hohen Blutdruck, stärken das Herz und wirken Arteriosklerose entgegen, sie normalisieren den Blutzuckerspiegel und beugen damit Diabetes Typ II vor, sie verbessern kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis und Konzentration und beugen Demenz, Alzheimer und weiteren degenerativen Gehirnerkrankungen wie Morbus Parkinson vor. Die größte antioxidative Wirkung haben in Salbei Rosmarinsäure, Carnosol und Carnosolsäure, gefolgt von Kaffeesäure, Rosmanol, Rosmadial und Cirsimaritin. Die Kaffeesäure und andere Polyphenole in Salbei reduzieren das schädliche LDL-Cholesterin und lassen den Spiegel vom „guten“ HDL-Cholesterin steigen. Dies schafft kein Medikament. Die Phytoöstrogene in Salbei gleichen den Hormonspiegel bei Mann und Frau aus und halten Tumorwachstum in Schranken. Sie und viele der Polyphenole führen zum Selbstmordprogramm von Krebszellen, ohne gesunde Zellen zu tangieren. Man nennt diese Wirkung „selektiv“. Die Anti-Krebs-Wirkung von Salbei beruht auch darauf, dass Salbei direkt die DNA von Krebszellen schädigt.
Salbei wirkt gegen Herpes-Viren, gegen die Vervielfältigung von SARS-CoV und dem Virus HSV-1, einem weiteren DNA-Virus. Auch gegen den Hepatitis B-Virus und gegen den Virus, der Lippenherpes und Genitalherpes verursacht, ist Salbei wirksam. Bei Lippenherpes genügt ein Tropfen ätherisches Salbeiöl. Die Polyphenole in Salbei wirken gegen gram-negative und gram-positive Bakterien und gegen die Stämme, welche Karies verursachen. Chronische Entzündungen und überschießende entzündliche Reaktionen wie der lebensbedrohliche Zytokinensturm werden ausgebremst.
Die Flavanoide in Salbei reduzieren einen zu hohen Blutdruck, bauen Arteriosklerose ab und schützen das Herz vor entzündlichen Prozessen. Blutfettwerte und Cholesterinwerte normalisieren sich. Rotwurzelsalbei, das zeigen viele Studien, hilft bei Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen und verbessert die Überlebenschancen von Herzinfarkt-Patienten. Auch der Gartensalbei schützt vor Herzinfarkt und Schlaganfall. Dies sind immer noch die Haupttodesursachen bei uns. Salbeiextrakte senken den Blutzuckerspiegel bei Diabetikern, steigern die Insulinsensitivität der Zelle, und etwa 44 % mehr Zucker wird in der Leber gespeichert, wie Studien am Menschen zeigen.
Salbei – Arzneipflanze des Jahres 2023
Salbei wurde auch deshalb zur „Arzneipflanze des Jahres“ gekürt, weil er vor Demenz und Alzheimer schützt sowie kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis und Konzentration auch bei Gesunden verbessert. Die Antioxidantien in Salbei schützen die Nervenzellen im Gehirn vor dem Angriff von freien Radikalen. Die Toxidität von Amyloid-Beta-Plaques wird reduziert und daher Salbeiextrakte als natürliches nichtgiftiges therapeutisches Mittel diskutiert, um die Alzheimer-Krankheit heilen zu können. Aromatherapie mit ätherischem Salbeiöl bewirkte, dass die Probanden ihre Gedächtnisleistung und ihre intellektuellen Fähigkeiten signifikant verbesserten. Auch Langzeitgedächtnis und Aufmerksamkeitsspanne entwickelten sich unter Salbeitherapie positiv. Bei Frauen in der Menopause nahmen nicht nur Hitzewallungen signifikant ab, sondern auch Stimmungsschwankungen und Unruhe. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
In meinem Buch „Salbei“ finden Sie viele Rezepte, wie Sie sich eine Hausapotheke auf Salbeibasis herstellen können, und auch Naturkosmetikrezepte für schöne Haut und glänzendes gesundes Haar. Salbei ist wirklich ein Tausendsassa. Auch in der Küche sollte Salbei in Zukunft einen festen Platz einnehmen, wie schon jetzt in der italienischen und britischen Küche. „Unsere Lebensmittel sollen unsere Heilmittel sein“, postulierte Hippokrates von Kos. Lecker sind zum Beispiel Bananen-Smoothie mit Salbei, Salbeigelee und Salbeibutter. Salbeitee schmeckt lecker und auch medizinischer Salbeiwein. Die Grenzen zwischen Heil- und Lebensmittel sind bei Salbei fließend.
Salbei ist ein Schatz, der etwas in Vergessenheit geraten ist. Im Spätmittelalter galt die Pflanze als Panacea, als Allheilmittel. Eine Rennaissance steht an. Durch Stress und Umweltgifte werden wir mit freien Radikalen geradezu bombardiert. Wenn Sie Salbei als Gegenspieler einen festen Platz in Ihrer Küche einräumen, bringt er sie in Balance. Mit dieser ursprünglichen Heilpflanze können Sie erleben, dass ihre körperliche und seelische Resilienz wachsen. Sie fühlen sich in bewegten Zeiten wie dieser den Herausforderungen des Alltags wieder besser gewachsen. Der Mensch blüht auf.
Barbara Simonsohn ist Ernährungsberaterin und Reiki-Ausbilderin. Seit 1982 gibt sie Seminare im In- und Ausland, vor allem über das authentische Reiki mit sieben Graden, aber auch in Azidose-Therapie und -Massagen sowie in Yoga. Darüber hinaus befasst sie sich intensiv mit dem Thema „gesunde Ernährung“ und gilt als Expertin für „Superfoods“.
Seit 1995 hat Barbara Simonsohn zahlreiche Ratgeber im Bereich der ganzheitlichen Gesundheit veröffentlicht.
Barbara Simonsohn, Salbei – Mutter aller Heilpflanzen
158 Seiten, 12,00 Euro
Mankau Verlag
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