Die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten eineinhalb Jahren – sowohl in der Ukraine als auch in Israel – haben vielen Menschen wieder vor Augen geführt, welch großes Privileg der Frieden darstellt. Vor allem in älteren Menschen werden dabei Erinnerungen an Zeiten wachgerufen, in denen auch hierzulande der Friede in weite Ferne gerückt war. Wenngleich es Gott sei Dank bei uns keinen Krieg gibt, so spürt man doch in der Gesellschaft eine wachsende Unzufriedenheit. Ängste und Ohnmacht gepaart mit dem Einfluss der Medien fördern schlummernde Themen zu Tage, die beachtet und gelöst werden dürfen. Bei jedem von uns.
Was bedeutet Frieden?
Über „Ein bisschen Frieden“ sang 1982 nicht nur Nicole beim Eurovision Songcontest, zu einer Zeit als der Kalte Krieg letztmals auf dem Höhepunkt schien. Viele Menschen damals wie heute wünschen sich den Weltfrieden. Dabei drängt sich die Frage auf, ist das so einfach? Reicht es, wenn sich die Menschheit hierbei nur auf die Entscheidungsträger verlässt? Ist es nicht auch so, dass jeder in sich selbst Frieden finden darf?
Das Wort „Friede(n)“ gab es bereits im 8. Jh. n. Chr. als althochdeutschen Begriff „fridu“, was so viel wie geschütztes, umzäuntes Gebiet bedeutete. Seit dem 16./17. Jh. hat sich die Wortfamilie deutlich erweitert mit Worten wie „friedlich, friedfertig, Zufriedenheit, zufriedengeben“. Auch in Phrasen wie „Lass mich in Frieden.“, „Friede Freude Eierkuchen“ oder das sogenannte „Friede sei mit dir.“ beinhalten es. Heute versteht man unter Frieden einen „Zustand der Ruhe und Harmonie oder Beilegung einer (kriegerischen Auseinandersetzung“.
Frieden im Kleinen wie im Großen
So schlimm die Berichte über die aktuellen Kriege sind, so nachdenklich können uns manche gesellschaftliche Entwicklungen stimmen. Nicht selten fragt man sich, wie es mit dem Frieden im kleinen, begrenzten Umfeld der Menschen aussieht. Wie gehen sie miteinander um? Sind sie missgünstig, sofort auf 180 und gehen bei jeder Kleinigkeit auf Konfrontation? Wir können kaum Kriege im Großen verändern, wir können jedoch im Kleinen bei uns ganz persönlich beginnen, zufrieden zu sein.
Dort fängt es bereits an: Viele Menschen kommen mit ihrem Leben nicht zurecht und fühlen sich im Mangel oder nicht gut genug. Das strahlen sie aus und führen nicht selten einen Kampf mit sich selbst. Hier ließen sich aus dem Mentaltraining viele nützliche Übungen und Techniken nennen. Meist genügen anfangs aber schon drei Dinge: Dankbarkeit, sich selbst weniger ernst nehmen und Freude am/im Leben entdecken. Viel zu selten führen wir uns vor Augen, wie dankbar wir für so viele Dinge sein dürfen, die anderen ihr Leben lang verwehrt bleiben, weil sie woanders geboren wurden. Ein großer Spielverderber ist auch die Verbissenheit und das Hadern mit dem, was war oder hätte sein können. Leichtigkeit und Großzügigkeit sich selbst und anderen gegenüber verlangt sehr viel Mut und Größe, kann aber erlernt werden. Die Freude am und im Leben steht in enger Verbindung mit der eigenen Zufriedenheit. Das berüchtigte Hamsterrad lässt dies häufig vergessen. Doch wir können das Leben immer wieder neu entdecken! Durch so einfache Dinge können wir so vieles in Bewegung bringen, andere damit anstecken und so die Welt zu einem friedvolleren Ort machen.
Die größten Hindernisse
Wenn wir schon davon sprechen, was wir selbst tun können, dann sind wir natürlich auch bereits beim inneren Frieden angelangt. Dieser ist mehr als ein Gefühl, eher ein Zustand – eine Lebensphilosophie, die es ermöglicht, so manchem Sturm zu trotzen. Warum konnten die Krisen der letzten Jahre (Corona, Teuerung, etc.) derart viele Menschen trennen oder ihnen den Boden unter den Füßen wegziehen? All diese Dinge triggerten innere Verletzungen und Ängste, die ohnehin schon vorhanden sind.
Der Schweizer Hypnosetherapie-Experte Gabriel Palacios beschreibt die drei Grundängste des Menschen: jene, nicht zu genügen, die Kontrolle zu verlieren und alleine zu sein. Die menschliche Urangst liegt allerdings darin, nicht mehr verbunden zu sein, was kaum verwunderlich ist nach den ersten neun Monaten, in denen wir mit der Mutter eng verbunden waren.
Die Grundängste wiederum stehen in Verbindung mit Glaubenssätzen. Diese sind in aller Munde – jeder Mensch hat schließlich welche. Diese sind Verallgemeinerungen, auf Grund unserer Erfahrungen und Erlebnisse gefärbte Darstellungen der Realität. Ein Beispiel: „Ich ziehe ohnehin immer die falschen Männer/Frauen an.“ Aus den Glaubenssätzen heraus sprechen nicht selten tiefe Verletzungen, die wir erlebt haben. Glaubenssätze sind per se auch nicht schlecht, stellen sie doch Schutzmechanismen unseres Unterbewusstseins dar. Sind sie jedoch zu übermächtig, können sie schon deutlich einschränken. In diese Kategorie fallen auch die in der Psychologie beschriebenen „fünf inneren Antreiber“: „Sei perfekt! Mach schnell! Streng dich an! Mach`s allen recht! Sei stark!“[ii] Auch sie können hilfreich sein, aber auch sehr viel Unzufriedenheit produzieren.
Die Erwartungen anderer
Damit wären wir auch bei dem Einfluss und der „Macht“, die wir anderen über uns geben. Auch der Druck und die Vorgaben von Institutionen, Medien, Politik und Gesellschaft lassen viele Menschen zerbrechen. Es scheint heute leichter denn je, den eigenen Weg zu gehen, andererseits gab es jedoch auch nie mehr Herausforderungen als heute. Scheinbar kann sich jeder über alles eine Meinung bilden und ein Wort kann ein ganzes Leben zerstören. Informationen verbreiten sich so schnell. Dass dadurch gerade bei jungen Menschen die Tendenz zur permanenten Unzufriedenheit und Kritikfähigkeit geschürt wird, verwundert nicht. Gegen den Strom zu schwimmen, auch wenn er scheinbar beste Absichten verfolgt, kann manchmal sehr einsam machen und Grundängste befeuern. Es braucht daher ein hohes Maß an Resilienz und Selbstwertbewusstsein, um für sich einzustehen. Die Grundvoraussetzung dafür könnte darin liegen, den Frieden mit sich zu finden und dadurch weniger zum Spielball im Außen zu werden.
Interpersonelle Verletzungen
Doch warum ist uns die Meinung anderer so wichtig bzw. warum möchten wir unbedingt gefallen, auch wenn wir dabei gefahrlaufen, uns selbst zu verlieren. Hier spielt zum einen die Grundangst mit, nicht gut genug zu sein und deshalb ausgeschlossen zu werden. Zum anderen befeuern interpersonelle Verletzungen aus der Vergangenheit die Gefahr, alleine zu sein und scheinbar nicht geliebt zu werden. Wir alle erleben Verletzungen – ganz klar. Am schmerzhaftesten sind wahrscheinlich jene, die uns von geliebten und eigentlich nahestehenden Menschen zugefügt wurden. Die dabei entstehenden Wunden können sehr tief sein, ein massives Ungleichgewicht und Mangel in uns herbeiführen, eben im Sinne von Glaubenssätzen oder belastenden Gefühlen. Hass, Vergeltung und Wut wirken dabei wie ein inneres Gift, das das eigene Handeln lenkt. All das führt nicht zu Frieden, sondern verstärkt den Mangel nur.
Ein Weg, Frieden hinsichtlich interpersoneller Verletzungen zu erreichen, könnte in der Vergebung liegen. Sie bedeutet nicht, dass das, was war, ungeschehen wird, sondern dass das Vergangene angenommen und in Frieden losgelassen werden kann. Vielleicht entsteht ein gewisses Maß an Verständnis, dennoch muss man ein schlechtes Verhalten nicht gutheißen. Versteht man den Mangel eines anderen Menschen und kann man das Vergangene in den Frieden führen, dann können innere Wunden leichter heilen. Groll, Enttäuschung und Hass sind dann nicht länger das Pflaster, das ein näheres Hinblicken verhindert.
Frieden für sich finden
Es gibt viele kleine Helfer, die uns auf dem Weg zu mehr innerem Frieden begleiten können. Neben Bachblüten können auch Edelsteine oder Equilibrium-Fläschchen von Aura-Soma gute Dienste tun. Auf die Reise begeben müssen wir uns selbst, indem wir in den eigenen Rucksack blicken, erkennen, in welchen Bereichen ein Ungleichgewicht besteht, und was genau den eigenen Frieden gefährdet. Sowohl Impulse aus dem Coaching, aber auch Hypnose und Meditationen führen uns dabei in die Eigenverantwortung und unterstützen uns dabei, Frieden wieder spüren zu können.
Aus diesem Grund folgt hier eine Kombination aus Hypnose und Meditation, die Sie sich gerne aufnehmen können:
Hypnomeditation
Setze dich bequem, aber aufrecht hin, nimm einen tiefen Atemzug und schließe deine Augen. Komme zur Ruhe und entspanne dich mit jedem Atemzug immer tiefer. In deiner Vorstellung begibst du dich jetzt zu einem Moment in deiner Vergangenheit, wo du dich völlig im Frieden mit dir und allem, was ist, gefühlt hast. Es spielt keine Rolle, wie lange dieser Moment her ist oder was genau dabei geschah. Nimm dieses Ich von dir, das im Frieden war, ganz deutlich wahr und spüren es. Dein damaliges Ich leitet dich nun an, dich auf eine bestimmte Angelegenheit zu konzentrieren: eine Auseinandersetzung, einen Konflikt, etwas, was dich unzufrieden macht. Dein damaliges Ich läßt dich durch die Augen eines von dir geliebten Menschen oder Tieres sehen.
Nimm wahr, was dabei geschieht und konzentriere dich nur auf diesen Blick des anderen. Verändert sich etwas? Beobachte und nimm wahr! Bleibe noch weitere Augenblicke nur dabei. Abschließend gibt dir dein damaliges Ich dieses Gefühl des Friedens, das du damals hattest, in Form eines schützenden Mantels mit. Schau, wie er aussieht und wirf ihn dir über. Er soll dich zukünftig immer wieder in dieses Gefühl des Friedens zurückbringen, wenn du an ihn denkst. Speichere dies ab und kehre dann wieder ins Hier und Jetzt zurück!
Fazit
So hart es klingen mag, Frieden als Zustand, Gefühl und Lebensphilosophie im Alltag und seinem Inneren zu etablieren, verlangt Arbeit. Das ist es allemal wert. Der damit verbundene Prozess braucht eine Weile: So schnell lassen sich Glaubenssätze und Grundängste nicht abwimmeln, geschweige denn Verletzungen ausradieren. Darum geht es auch gar nicht, sondern darum, Frieden durch die kleinen, unbedeutenden Dinge zu erleben, gestärkt aus der Vergangenheit zu gehen – wenn wir mit ihr arbeiten möchten – und in unserer eigenen Kraft vorwärtszugehen. Wir können als Einzelperson keinen Weltfrieden bewirken, jedoch in unserer Welt und dem Umfeld Frieden leben und verbreiten.
Philipp Feichtinger ist Heilpraktiker, Naturheil-, Hypnose und Gesprächstherapeut, Reiki-Lehrer, Organetiker, Coach sowie Autor. Führt seine eigene Praxis in Riedau/Österreich.
CD-Tipp
Heilsame Friedensmeditationen für mehr Frieden in dir und auf dieser Welt
Philipp Feichtinger & Abbas Schirmohammadi
Shaker Media 2023
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