Erst seit dem 13. Jahrhundert wurde Neuseeland, Aotearoa – das Land der langen weißen Wolke, wie es die Maori nennen, allmählich von Pazifikvölkern besiedelt, die wir heute Maori nennen. Aus dem Pazifikraum haben diese Menschen ihre Vorstellungen von der Schöpfung, von Werden und Vergehen, mitgebracht.
Als Seefahrer und Inselvolk spielen natürlich das Meer und seine Bewohner eine wichtige Rolle, und so ranken sich viele Mythen und Legenden um den Meeresgott Tangaroa oder um Meeresbewohner wie Wale, Delfine oder Haie. Auch die Natur an Land, insbesondere Flüsse, Berge und Bäume, sind wichtige Bezugspunkte, die sich in vielen Geschichten und Mythen widerspiegeln.
Neuseeland ist für viele Menschen der Inbegriff von unberührter Natur. Tatsächlich ist die Natur dort einzigartig auf der Welt, denn sie durfte sich viele Millionen Jahre lang ungestört von Menschen und Säugetieren frei entfalten. So finden wir dort Pflanzen und Tiere, die es nur auf den beiden entlegenen Inseln im südlichen Pazifik gibt,
Der Weihnachtsbaum
Im Sommer, also im Dezember, ist fast ganz Neuseeland mit leuchtend roten Blüten geschmückt: der Pohutukawa Baum blüht. Auf der Nordinsel wächst der Pohutukawa, auf der Südinsel strahlt ebenso leuchtend rot der Rata, der zur selben Familie gehört. Und weil der Pohutukawa sich immer um Weihnachten herum mit leuchtend roten Blüten schmückt, nennen ihn die Neuseeländer gern Weihnachtsbaum. Kinder singen Weihnachtslieder darüber, wie der zauberhafte, wunderschöne Baum ihre Herzen mit Aroha erfüllt, das Maori Wort für Liebe.
Er gehört zu den Mythengewächsen und wird, wie manch anderer Baum, auch Eisenholzbaum genannt. Denn sein Holz ist besonders dicht und schwer und es geht im Wasser unter. Der immergrüne Baum wird selten höher als 20 Meter, bildet aber gern eine große ausladende Baumkrone, die sich wie ein schützendes Dach ausbreitet.
Von Gischt besprüht
Pohutukawa in der Sprache der Maori bedeutet „von Gischt besprüht“, denn diese Bäume wachsen bevorzugt entlang der Küstenlinien, gern auf felsigen Klippen. Sie lieben den rauen Wind und die salzige Luft.
Manch ein Pohutukawa spricht zu den Menschen. Murmelt er träge im Wind, ist das ein Zeichen, das das Wetter sanft und der Himmel blau sein wird. Fängt er an zu flüstern, warnt er vor Regen und Wind. Aber wenn sein Lied ein lautes Schreien wird, wissen die Fischer draußen, dass sie zum sicheren Ufer zurückkehren müssen. In den Pohutukawa Bäumen wohnt ein starker Zauber, denn der Waldgott Tane nährt sie mit Wasser und dem dunklen Erdreich von Mutter Erde, und er verbrüdert sie mit seinen anderen geliebten Geschöpfen, den Vögeln.
Die Maori erzählen sich eine Geschichte über Tawhaki, einen jungen, mutigen Krieger, der in den Himmel stieg, um dort Hilfe zu finden, denn er wollte den Tod seines Vaters rächen. Er fiel jedoch auf die Erde zurück und sein Blut wurde zu den roten Blüten des Pohutukawa Baums.
Der Baum – ein heiliger Ort
Der älteste Pohutukawa-Baum der Welt ist ein heiliger Ort. Stolz und schön wächst er auf dem Gelände einer Schule in einem kleinen Ort an der Ostküste. Als er gepflanzt wurde, stand dort ein bedeutendes Marae, das Gemeinschaftshaus eines Stammes. Über 400 Jahre zählt der weise Alte (manch einer behauptet 600 Jahre) und verzweigt sich mit vielen Stämmen, sodass seine Krone mehr als 40 Meter überspannt. Er ist nach einem großen Häuptling benannt, der in dieser Gegend lebte: Te Waha o Rerekohu Pohutukawa.
Erwachsene haben Schilder neben dem alten Gesellen aufgestellt: „Nicht auf den Baum klettern!“ Doch die Kinder spielen gerne in seinem starken, knorrigen Astwerk unter dem riesigen, schützenden Blätterdach. Voller Freude balancieren sie auf den dicken Stämmen oder schaukeln lachend an den Ästen. Der Baum lässt sich das gutmütig gefallen, wie ein Großvater, der seine herumtollenden Enkel liebt.
Botschaft und Übung
Auch zu dir spricht der alte Pohutukawa, halte inne und lausche. Der Weise bittet dich, hinaus in den Park oder den Wald zu gehen. Setze dich an einen möglichst großen, starken Baum. Hast du einen Lieblingsbaum? Dann kuschele dich an seine Wurzeln, lehne dich an seinen staken Stamm und schließe die Augen. Du darfst einfach nur dasitzen, dich entspannen und die Kraft und Energie des Baumes genießen. Du musst nichts tun, du darfst einfach sein. Fühle dich geborgen und zärtlich umfangen, der Baum hält und trägt dich wie ein liebevoller Großvater sein Enkelkind. Höre, was der weise Baum dir sagen möchte. Warnt er dich vor Sturm in deinem Leben oder murmelt er leise, weil sonnige Zeiten bevorstehen? Der alte Geselle möchte dich fröhlich sehen, spielend, lachend, singend wie ein Kind, frei und unbeschwert. Es ist Zeit, zu blühen und die Schönheit deiner leuchtenden Blüten für alle in deiner Umgebung sichtbar zu machen.
Vertraue auf dich selbst, du trägst alle Kraft und Stärke, die du brauchst, bereits in dir. So spricht der Baum.
Affirmation
Ich bin unbeschwert und frei. Spielerisch erlebe und genieße ich jeden Tag.
Christiane Schöniger, Herausgeberin des SPIRIT live & Schirner Magazins, Messe- und Veranstaltungsorganisatorin, hat zwei erwachsene Söhne und lebt im schönen Odenwald.
Sie hat sich nach vielen Jahren den Traum vom Reisen und Fotografieren erfüllt. Bei der ersten Reise nach Neuseeland hat sie sich in dieses wundervolle Land am anderen Ende der Welt verliebt und war von der lebendigen Kultur und Tradition der Maori fasziniert.
Heute bietet sie persönlich geführte Rundreisen in kleinen Gruppen nach Neuseeland an.
www.christiane-schoeniger.de/neuseeland-rundreise
Christiane Schöniger
Maori
Heilsame Botschaften der Ureinwohner Neuseelands
Set: 50 Karten mit Begleitbuch, 27,95 Euro, Schirner Verlag
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