Erst seit dem 13. Jahrhundert wurde Neuseeland, Aotearoa – das Land der langen weißen Wolke, wie es die Maori nennen, allmählich von Pazifikvölkern besiedelt, die wir heute Maori nennen.
Bis dahin waren die Inseln von Menschen unberührt.
Aus dem Pazifikraum haben diese Menschen ihre Vorstellungen von der Schöpfung, von Werden und Vergehen, mitgebracht. Für ein Seefahrer- und Inselvolk spielen natürlich das Meer und seine Bewohner eine wichtige Rolle, und so ranken sich viele Mythen und Legenden um den Meeresgott Tangaroa oder um Meeresbewohner wie Wale, Delfine oder Haie.
Auch die Natur an Land, insbesondere Flüsse, Berge und Bäume, sind wichtige Bezugspunkte, die sich in vielen Geschichten und Mythen widerspiegeln.
Die Maori Kultur, die überall in Neuseeland sichtbar und spürbar ist, hat mich von Anfang an unglaublich fasziniert, so dass ich mich auf Spurensuche in Geschichte und Tradition machte. Mein Herz ist tief berührt, wenn ich vor einem Marae (dem Gemeinschaftshaus und Mittelpunkt eines Stammes) stehe und das Muschelhorn zur Begrüßung erklingt. Ich fühle mich hoch geehrt, wenn ein Maori mich mitnimmt in das Flusstal, wo Pounamu, der Grünstein (eine Jadeart), gefunden wird, und dabei alte Mythen und Legenden erzählt. Ich durfte in der Werkstatt eines Schnitzmeisters dabei zuschauen, wie eine der gigantischen, reich verzierten Säulen, die vor einem Versammlungshaus das Eingangstor bilden, aus einem großen, alten Baumstamm entsteht.
Und so habe ich langsam einen winzigen Einblick in eine uralte Kultur erhalten, die mich aber im Inneren anrührt mit ihrer stolzen Würde und Naturverbundenheit.
Hongi – den Atem teilen
Die Maori haben eine ganz eigene Art, sich zu begrüßen: Sie legen Stirn an Stirn und Nase an Nase und verharren so einen kleinen Moment. Sie teilen den Atem. Diese Form der Begrüßung entstand, als das Leben auf der Erde erschaffen wurde.
Dazu erzählt man sich diese Geschichte:
Ranginui, der Himmelsvater, und Papatuanuku, die Erdmutter, lagen in inniger Umarmung, denn sie liebten sich sehr. Zwischen ihnen lebten ihre Kinder, doch war es dort eng und dunkel. Eines Tages wurden sie von ihrem ältesten Sohn Tane Mahuta getrennt, damit Licht und Luft zwischen sie käme, und so entstand die Welt.
Tane, der Herr des Waldes und der Vögel, und seine Brüder gingen umher und schufen eine wunderschöne Welt. Aber es gab keine Menschen, um sie zu bewundern und sich daran zu erfreuen.
Tane bat die Götter um Erlaubnis, eine Frau zu erschaffen, die dann für Nachwuchs und Leben sorgen könnte. Die Götter waren einverstanden, und so nahm Tane rote Erde von Mutter Erde und formte eine Frau daraus. Tawhirimatea, der Gott der Winde, war beeindruckt und sprach leise: „Nimm meinen Atem, schenke ihr Leben.“ Und so neigte sich Tane über die Frau, legte seine Stirn auf ihre, presste seine Nase gegen ihre Nase und atmete tief. Ihre Brust begann sich zu heben und zu senken. Die Götter freuten sich, gemeinsam schenkten sie ihr die Gabe des Lebens. Die erste Frau, Hineahuone, war da.
Heute noch ist das Hongi die traditionelle Begrüßung der Maori. Man nennt es „den Atem teilen“, denn es verbindet die Lebenskraft zweier Menschen.
Botschaft und Übung
Ohne Luft können wir nicht atmen, ohne Atem nicht leben. Alle Lebewesen dieses Planeten teilen sich die Luft, die uns alle miteinander verbindet. Das Luftelement steht für Verbundenheit, Austausch, Leichtigkeit, Kommunikation und Beweglichkeit.
Du kannst das Luftelement und damit seine Qualitäten in deinem Leben mit einem kleinen Ritual stärken:
Am leichtesten kannst du dich draußen in der Natur mit dem Luftelement verbinden, vielleicht auf einem Berggipfel, am Rand einer Wiese, auf einer weiten Ebene oder auf dem Wasser. Am besten eignet sich ein Tag mit leichtem Wind. Trage helle Kleidung aus leichten Stoffen, die im Wind flattern kann, schlinge bunte Bänder um deine Handgelenke, und lasse sie wehen.
Stelle dich aufrecht hin, und breite deine Arme aus. Spüre die Luft, spüre den Wind, schwanke ein wenig mit, gib dich dem Luftstrom hin. Atme tief und voller Dankbarkeit ein und aus. Lasse deinen Blick in deiner Umgebung schweifen, beobachte, wie der Wind in Blättern und Halmen spielt. Verbinde dich mit jedem Atemzug ganz bewusst mit ihnen. Gehe mit deiner Aufmerksamkeit nun immer weiter hinaus in die Ferne, lasse dir Zeit dabei. Genieße jeden Atemzug, jede Luftbewegung. Schaue den Wolken zu, wie sie ziehen.
Dehne deine Aufmerksamkeit immer weiter aus, bis sie den Horizont erreicht. Du bist jetzt ganz verbunden mit dem Wind, er reinigt deine Seele von jeglicher Last, macht dich frei und unbeschwert. Durch deinen Atem bist du verbunden mit allen Lebewesen und deinen Mitgeschöpfen. Genieße das Gefühl der Verbundenheit. Bleibe darin, solange du es angenehm findest. Dann komme mit deiner Aufmerksamkeit langsam zurück, bis du wieder ganz bei dir bist.
Wenn du das Bedürfnis verspürst, bewege dich, singe, tanze und springe. Das Luftelement ist spielerisch, beweglich und leicht. Bevor du das Ritual beendest, sprich ein paar Worte des Danks, und lege ein Geschenk für die Geister der Winde nieder. Das kann eine Feder sein, oder ein schönes Blatt oder eine Frucht.
Affirmation
Mein Atem verbindet mich mit allem Leben.
Ich fühle mich frei und beweglich,
spielerisch und leicht geht mir alles von der Hand.
Christiane Schöniger, Herausgeberin des SPIRIT live & Schirner Magazins, Autorin, Messe- und Veranstaltungsorganisatorin, lebt im schönen Odenwald.
Sie hat sich nach vielen Jahren den Traum vom Reisen und Fotografieren erfüllt. Bei der ersten Reise nach Neuseeland hat sie sich in dieses wundervolle Land am anderen Ende der Welt verliebt und war von der lebendigen Kultur und Tradition der Maori fasziniert.
Heute bietet sie persönlich geführte Rundreisen in kleinen Gruppen nach Neuseeland an.
Christiane Schöniger
Heilsame Botschaften der Ureinwohner Neuseelands
Set: 50 Karten mit Begleitbuch, 27,95 Euro
Schirner Verlag
Wenn Sie eine Widmung, gern auch auf Maori, haben möchten, bestellen Sie das Kartenset bitte über die Webseite.
Wandkalender:
Weisheiten vom anderen Ende der Welt
13 Fotografien mit weisen Maori-Sprüchen
14 Blatt: Deckblatt, 12 Monate und ein Schlußblatt mit Erläuterungen zu den Bildern und Sprüchen
16,00 Euro
Discussion about this post