Draußen ist es richtig kalt und ungemütlich. Durch die Küche zieht leichter Zimt- und Orangenduft. Ich bereite gerade „meine“ bekannte Kürbissuppe zu, die sogar in einem Kochwettbewerb im Fernsehen die geschulten Geschmacksknospen von Sterneköchen begeistert hat.
Mein ganz spezieller Style in der Küche ist es, Gerichte mit ätherischen Ölen zu verfeinern. Ich nenne es extra nicht „Kochen mit ätherischen“ Ölen, denn es ist eher so, als würde ein Künstler die feinen Konturen einer Zeichnung nachziehen.
Ätherische Öle sind hoch konzentrierte Pflanzenessenzen, die um ein Vielfaches stärker sind, als das ätherische Öl in der frischen Pflanze. Ihr Wirkungsspektrum ist nahezu unerschöpflich.
Die meisten Menschen kennen ätherische Öle lediglich als Zutat für die Duftlampe, doch sie bieten weit darüber hinaus ein riesiges Füllhorn an Anwendungsmöglichkeiten. Vorausgesetzt, die Qualität stimmt. Ätherische Öle können im Alltag auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene unterstützend wirken. Man kann entspannende Salzbäder damit anreichern, Salben und Cremes selbst anrühren, sich persönliche Körper und Massageöle mischen und noch vieles mehr. Besonderes Vergnügen habe ich daran, ätherischen Öle auch in Speisen und Getränken einzusetzen und so einen echten Wow-Effekt für den Gaumen zu kreieren.
Auf beste Qualität kommt es an
Man sollte aber darauf achten, dass die ätherischen Öle für die innere Einnahme zugelassen sind. Darüber hinaus ist mir wichtig, dass beim Anbau keine Herbizide und Pestizide zum Einsatz kommen, die Pflanzen schonend behandelt werden und im Destillat alle Wirkbestandteile der Pflanze enthalten sind. Ich habe einen Hersteller gefunden, der sehr transparent arbeitet und so kann ich mittlerweile auf 15 Farmbesuche zurückblicken, bei denen ich selbst einen Eindruck von Anbau, Ernte und Destillation bekommen habe.
Die Liebe zu den ätherischen Ölen habe ich 2013 entdeckt und seitdem mein Wissen darüber immer mehr vertieft. Ich liebe es, den Kochlöffel zu schwingen, was ich seit meinem zwöften Lebensjahr mit Begeisterung tue, und damit seit fast 40 Jahren. In dieser Zeit habe ich sechs Jahre ehrenamtlich in einer alternativen Schule gekocht, auf Reisen immer wieder den Weg in die regionalen Küchen gefunden, entweder um dem Koch über die Schulter zu schauen oder selbst Hand anzulegen. Ein Show-Cooking in Brüssel vor 2000 Teilnehmern gehört zu den absoluten Highlights meiner Kochkarriere.
Absolut genial – ätherische Öle in der Küche
Aber es ist nicht nur ein „Fun-Fact“, ätherische Öle in Speisen und Getränken zu verwenden, sie unterstützen auch die Arbeit inneren Organe, viele Öle fördern den Verdauungsvorgang. Mein Tipp für die ersten Schritte mit ätherischen Ölen in der Küche: Versuche es erstmal mit aromatisierten Salzen und Olivenöle und sammle so erste Erfahrungen.
Aromatisiertes Salz
In einem kleinen Marmeladenglas 4-5 Tropfen des gewünschten ätherischen Öls auf den leeren, sauberen Glasboden geben und das Glas mit einem umnraffinierten Ursalz auffüllen. Gut verschütteln, fertig.
In meiner Küche habe ich eine kleine Sammlung aromatisierter Salze, die einen feinen Hauch in ein Gericht zaubern:
* Zitronensalz
* Rosmarinsalz
* Thymiansalz
* Salz mit schwarzem Pfefferöl
* Salbeisalz
* Estragonsalz
* Dillsalz
Aromatisierte Öle
Zusätzlich habe ich mehrere Flaschen guten Olivenöls. Wir beziehen es direkt vom Hersteller in Sizilien, bei dem wir 2021 an der Olivenernte teilgenommen haben.
Auf 200 ml Olivenöl nehme ich maximal bis zu 8 Tropfen ätherisches Öl.
* Olivenöl mit je 2 Tropfen Thymian-, Oregano-, Basilikum-, Majoranöl und 1 oder 2 Knoblauchzehen
zaubert sofort eine mediterrane Note in jedes Gericht
* Olivenöl mit je 2 Tropfen Zimt-, Ingwer-, Kardamom-, Muskatnussöl für eine feine arabische Note
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Eine Prise Aromasalz und ein Schuss vom aromatisierten Olivenöl über ein Ofengemüse, eine Sauce oder einen Dip und schon bekommt dein Gericht einen neuen Pfiff.
Die aromatisierten Salze und Olivenöle machen sich auch sehr gut als Geschenk von Herzen.
Auch getrocknete Kräuter, deren Aroma sich schon verflüchtigt hat, können so wiederbelebt werden. Einfach 1 oder 2 Tropfen des jeweiligen ätherischen Öls in das Glas mit den getrockneten Kräutern geben. Verschütteln, fertig.
Ganz einfach ist es auch, Wasser mit den ätherischen Ölen aufzupeppen. Manchen Menschen ist reines Wasser zu langweilig und sie brauchen etwas Geschmack darin, doch dann am besten auf natürliche Weise.
Probiere mal auf 1 Liter stilles Wasser 1 Tropfen Zitrone oder Orange, gut schütteln, trinken.
So aromatisiertes Wasser kann besser in die Zellen transportiert werden und wird vom Körper leichter aufgenommen. Generell empfehle ich, Leitungswasser mit einem Filtergerät zu reinigen und zu energetisieren.
Wenn du deine ersten Erfahrungen auf diesem Weg gemacht hast und einschätzen kannst, wie intensiv ein einziger Tropfen ätherisches Öl sein kannst, dann versuche mal, Salatdressings, Suppen, Hauptgerichte, Kuchen und Süßspeisen aus dem Zauberkasten der ätherischen Öle zu verfeinern. Ich kann Dir sagen, es macht großen Spaß und es lässt das innere Kind vor Freude hüpfen, wenn du mit verschiedenen Geschmackrichtungen experimentierst.
Ein toller Trick, um beim Kochen Zeit zu sparen: ich bereite gern eine größere Menge mit neutralem Geschmack zu, zum Beispiel von Gemüsesuppe. Dann portioniere ich die Menge und verfeinere jeden Teil unterschiedlich. So bleibt auch ein aufgewärmtes Gericht am nächsten Tag für den Gaumen spannend. Einmal kochen, zweimal genießen.
Ätherische Öle passen zu jedem Kochstil
Über die Jahre hat sich mein Kochstil zu vegan und vegetarisch entwickelt. Ich mag übersichtliche Zutatenlisten und einfache, schnelle Zubereitung, auch wenn ich frische Zutaten verwende, denn das ist nicht nur gesünder, sondern auch natürlich lecker.
Ich bin jedoch der Meinung, dass es nicht die eine richtige Ernährungsweise gibt. Was jemand gut verträgt oder was jemand für Vorlieben hat und wie der Stoffwechsel reagiert, ist doch sehr individuell. Auch in meiner Familie bekomme ich sehr unterschiedliche Antworten auf die Frage „Was soll ich heute kochen?“.
Unser Sohn ist bekennender Fleischesser, unsere Tochter ist gerne roh-vegan unterwegs. Die beiden bringen ihre Favoriten in mein neues Buch mit ein. Meine Schwester und deren Tochter sind begeistert von der Philosophie von Anthony William, vor dem Hintergrund haben sie ihre Rezepte entwickelt und mit ätherischen Ölen verfeinert. Mit Astrid Lübs verbindet mich die Liebe zu den Wildkräutern und so sind im Buch auch einige Rezepte mit Bärlauch, Brennnessel und Löwenzahn zu finden.
Ich wünsche dir viel Freude bei deiner persönlichen Entdeckungsreise in die zauberhafte Welt der ätherischen Öle.
Hier ein paar kleine Appetithappen, also Rezepte mit ätherischen Ölen:
Gegrillte Tomaten mit frischem Knoblauch (vegan)
2 Ochsenherztomaten, 1 Knolle jungen Knoblauch
3 EL Olivenöl, mit Thymian, Oregano, Basilikum und Majoran aromatisiert
Thymian- oder Oreganosalz
Den Ofen auf 170 Grad vorheizen. Die Tomaten waschen, den Stielansatz entfernen und die Tomaten in 5 mm dicke Scheiben schneiden. In eine feuerfeste Form geben.
Von der Knoblauchknolle die äußeren Häutchen entfernen und den Stielansatz abschneiden, sodass die einzelnen Zehen geöffnet sind, die Knolle jedoch am Stück bleibt. Den Knoblauch in die Form setzen und alles mit dem Olivenöl übergießen.
30 Min. im Ofen backen und mit Salz bestreuen. Dazu passt ein Baguette. Darauf kannst du den gegarten Knoblauch verstreichen.
Herzhafter Orangensalat mit Zitronenöl (vegan)
4 Orangen etwas roter Pfeffer, 1 Handvoll Walnüsse
Für das Dressing: 1 EL Olivenöl 1 Tropfen äth. Zitronenöl 1 Prise Zitronensalz
Die Orangen schälen und in 4 mm dicke Scheiben schneiden. Auf einem Teller anrichten. Den Pfeffer grob mörsern. Die Zutaten für das Dressing vermischen und dieses über die Orangenscheiben geben.
Etwas ziehen lassen und mit rotem Pfeffer und Walnüssen dekorieren
Brennnessel-Spargel-Suppe (vegan/vegetarisch)
1 EL Kokosöl 9 2 Zehen Knoblauch, 1 Zwiebel
4 mittelgroße Kartoffeln, 500ml Gemüsebrühe
500 g grüner Spargel, 3 Handvoll junge Brennnesselblätter
200ml Haferdrink/Sahne
1–2 Tropfen äth. SchwarzerPfeffer-Öl
Schwarzer-Pfeffer-Salz zum Abschmecken
Das Kokosöl in einem Topf erhitzen. Den Knoblauch und die Zwiebel schälen und grob würfeln, beides im Kokosöl anschwitzen. Die Kartoffeln schälen, grob würfeln und dazugeben. Mit der Gemüsebrühe aufgießen und 15 Min. köcheln lassen. Vom grünen Spargel die Enden abschneiden, die Stangen waschen und in Stücke schneiden. Zur Suppe geben und 5 Min. weiterköcheln lassen. Die Brennnesseln untermischen und die Suppe kurz aufwallen lassen, dann mit dem Stabmixer pürieren. Haferdrink oder Sahne unterrühren und mit Schwarzer-Pfeffer-Öl und -Salz abschmecken
Karin Opitz-Kreher ist ausgebildet in Aura Soma, Aura Soma Bodywork und Fußreflexzonenharmonisierung sowie selbstständig tätig in eigener Wellnesspraxis zur Stressreduktion und Harmonisierung. Seit 2013 nutzt sie auch das traditionelle Wissen um die ätherischen Öle und gibt Workshops dazu. Ihre Liebe zum Kochen gibt sie auf Anfrage in Live-Kochworkshops und Online-Kochworkshops weiter.
Das oben erwähnte sizilianische Olivenöl beziehen wir hier: www.olivenonkel.de
Karin Opitz-Kreher, Lifehacks für die Aromaküche
192 Seiten, 18,95 Euro, Schirner Verlag
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