Weihrauch – ein Heilmittel mit langer Tradition
Weihrauch wird als Räuchermittel schon seit Jahrtausenden in vielen Kulturen eingesetzt. Und Weihrauch ist eine Medizin, die bereits die alten Ägypter, Griechen und Römer verwendeten. Zur Zeit erlebt Weihrauch eine Renaissance.
Kostbarer als Gold
Weihrauch war eines der Luxusgüter der Antike. Er bescherte den Anbaugebieten im Zweistromland sagenhaften Reichtum. Auf der sogenannten „Weihrauchstraße“ wurden Weihrauch und Myrrhe, die wichtigsten Harze Südarabiens, mit Dromedar-Karawanen von Jemen und Oman ins Heilige Land transportiert.
Priester des alten Ägypten beschrieben die segensreiche Wirkung der Harze bei der Behandlung von Wunden und Hautausschlägen. Arabische Ärzte in der alten Welt kannten über 80 Weihrauch-Zubereitungen. Im alten China behandelte man vor allem Hautleiden, auch die Lepra, mit Zubereitungen aus Olibanum. In Afrika wurde Weihrauch traditionell angewandt bei Krankheiten wie Bilharziose, Syphilis und Magenleiden. Unzählige Weihrauch-Rezepturen sind auch von den namhaftesten Ärzten der damaligen Zeit überliefert: Hippokrates, Paracelsus, Dioskurides, Galen. Auch im Lorscher Arzneibuchaus dem 8. Jahrhundert finden sich Rezepte mit Olibanum.
Im frühen Mittelalter wurde Weihrauch in der Krankenpflege und zur Bekämpfung der Pest eingesetzt. Hildegard von Bingen empfiehlt Weihrauch bei Schwerhörigkeit und Tinnitus. Auch für Sebastian Kneipp gehört Weihrauch in die Hausapotheke.
Ein schwäbischer Pharmakologe erforscht indischen Weihrauch
In der ayurvedischen Medizin wird Weihrauch seit Jahrtausenden zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Ein ayurvedisches Weihrauch-Präparat war es dann auch, das einen Pharmakologen aus Tübingen dazu brachte, Weihrauch als Heilmittel zu erforschen.
1986 reiste Prof. H.T.P. Ammon nach Indien, um die ayurvedische Medizin zu erforschen. In Kashmir drückte ihm ein indischer Kollege ein Fläschchen mit einem weißen Pulver in die Hand. Voller Begeisterung erzählte Dr. Singh, „Salai guggal“ sei ein traditionelles ayurvedisches Heilmittel, das zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen verwendet werde. Dr. Singh bat den Kollegen aus Deutschland, das Pulver mitzunehmen und zu untersuchen.
Entzündungshemmung durch Weihrauch
Das Fläschchen verstaubte erst mal im Schrank. Zwei Jahre später: Ein neuer wissenschaftlicher Mitarbeiter kommt an das Pharmazeutische Institut der Universität Tübingen. Da erinnert sich Ammon an das weiße Pulver in seinem Schrank. Er beauftragt den Kollegen damit, die Substanz zu untersuchen. Das Medikament aus Indien scheint tatsächlich anti-entzündlich zu wirken. Weitere Tests führen zu demselben Ergebnis: Salai Guggal kann Entzündungen hemmen. Die Entdeckung ist eine Sensation. Es gibt keine moderne synthetische Substanz mit einer vergleichbaren Wirkung. Weihrauch ist sehr gut verträglich und verursacht nur in seltenen Fällen leichte Nebenwirkungen. Eine erste Publikation 1991 quittieren Ammons Kollegen mit Achselzucken.
1992 dann der Durchbruch: Die Tübinger Forschungsergebnisse werden in einer renommierten amerikanischen Fachzeitschrift publiziert. Im Ausland werden daraufhin viele pharmakologische und auch einige klinische Studien gestartet.
Viele Studien belegen die heilsame Wirkung von Weihrauch
Weihrauch hilft nachweislich bei entzündliche Darmerkrankungen, Rheumaerkrankungen und Arthrose.Wirksam ist er auch bei entzündlichen Hauterkrankungen, Asthma bronchiale, Krebs und Multipler Sklerose. Verschiedene Studien haben inzwischen gezeigt, dass Weihrauch das Potenzial hat, Krebszu heilen, u.a. bei Leukämie, Magenkarzinomzellen, Kolonkarzinomzellen, Leber- und Prostatakarzinomzellen. 2009 wies eine Studie der University of Oklahoma Health Sciences Center und Oklahoma City nach, dass ätherisches Weihrauch-Öl (boswellia carteri) Blasenkrebs-Zellen abtöten kann. Eine österreichische Forschergruppe hat herausgefunden, dass die Behandlung mit Weihrauch (Boswellia serata) eine Therapieoption für Menschen mit Clusterkopfschmerzenist.
Weihrauch kann die Gedächtnisleistungverbessern, zeigt eine Studie an 80 MS-Patienten in Kerman im Iran.Die psych oaktive Wirkungdes Weihrauchs wurde vor kurzem von der Naturwissenschaft bestätigt: Forscher aus den USA und Israel sehen aufgrund ihrer Studien mit Mäusen eine entspannende Wirkung von Boswellia.
Weihrauch in der Tumortherapie
„Weihrauch ist kein Wundermittel, aber nachgewiesenermaßen ein wirksames Heilmittel,”sagt Dr. Arnold Zilly, Arzt und Biochemiker aus Heidelberg.Tumorpatienten, die sich einer Chemo- oder Strahlentherapie unterziehen müssen, behandelt er begleitend mit Weihrauch und Dopamin. Dopamin, der Botenstoff, der häufig auch als Glückshormon bezeichnet wird, hemmt die Gefäßneubildung bei Tumoren; bei einigen Tumoren tötet Dopamin die Tumorzellen direkt ab.
Dr. Zilly hat sich die chemische Struktur der Boswelliasäuren näher angeschaut und festgestellt: „Der TNF (Tumornekrosis-Faktor) ist für schwere Entzündungen verantwortlich und kann dadurch evtl. das Tumorwachstum begünstigen; Weihrauch kann die Bildung des TNF bis zu 50% reduzieren; Weihrauch besitzt also Eigenschaften, die nur teure Pharmazeutika haben: Er ist ein pflanzlicher TNF-Blocker.“
Aufgrund der zahlreichen ärztlichen Erfahrungsberichte und wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde Olibanum 2008 in das Europäische Arzneibuch aufgenommen. Dennoch ist in Deutschland kein einziges Weihrauch-Präparat als Arzneimittel zugelassen. Viele beziehen daher Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel aus dem Internet.
Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel im Internet
Probieren Sie es doch mal aus. Gehen Sie ins Internet und geben Sie bei der bekannten Suchmaschine das Stichwort „Weihrauchkapseln“ ein. Prof. Ammon aber, der Pionier der Weihrauchforschung, warnt davor, im Internet auf gut Glück Weihrauchkapseln zu bestellen: „Ich beklage zunächst, dass es kein zugelassenes Produkt gibt, das in seiner Qualität überwacht wird. Nahrungsergänzungsmittel sind zum Teil unterschiedlicher Qualität, und man weiß nicht, was man sich bei einem Kauf über das Internet einhandelt.“
Problem der Zulassung eines Arzneimittels in Deutschland
Doch warum tummeln sich im Netz so viele Anbieter, die Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel anbieten? Weil es bisher nicht gelungen ist, Weihrauch in Deutschland als Arzneimittel zu etablieren. Das Schlupfloch für viele Hersteller: Sie deklarieren Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel. Prof. Ammon: „Hierfür bedarf es keiner Studien, keiner Zulassung und auch keiner Qualitätskontrolle. Wie einem Bericht des Zentral-Laboratoriums Deutscher Apotheker zu entnehmen ist, gibt es jedoch bei einer ganzen Reihe von Produkten Qualitätsunterschiede. Auf dem Markt sind Extrakte aus verschiedenen Weihrauchspezies, kaum auf Wirkstoffgehalt standardisiert, z.T. mit falschen Angaben zum Inhalt. Hier haben wir bei unseren Behörden ein Defizit.“ Dieses Defizit nutzen viele Firmen bzw. reine Online-Händler, um mit dem „Lebensmittel“ Weihrauch Millionen-Umsätze zu machen.
Weihrauch – das Elixier der Heilung
Da Weihrauch Bestandteil des Europäischen Arzneibuches ist, besteht die Möglichkeit, ihn vom Arzt verschreiben zu lassen und in der Apotheke herstellen zu lassen. Oder man legt in der Apotheke das Rezept vor, und sie bestellt das Präparat in der Schweiz oder in Indien, dort gibt es zugelassene Weihrauchpräparate.
Weihrauch ist ein Geschenk des Himmels. Die Botschaft von dieser göttlichen Gabe möchte ich in die Herzen vieler Menschen tragen.
Weitere Informationen finden Sie auch unter www.weihrauchplus.de oder: www.boswellia.org
Vera Wagner, Autorin, Sprecherin und zertifizierte psychologische Beraterin, hat 30 Jahre als Moderatorin, Autorin und Redakteurin für den Hessischen Rundfunk gearbeitet, Themenschwerpunkte waren Mythologie, Brauchtum, Spiritualität, Medizingeschichte, Gesundheitspolitik, alternative Heilmethoden.
Lesetipp:
Vera Wagner
Weihrauch, das Elixier der Heilung
128 Seiten, 16,90 Euro
Synergia-Verlag
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