Viele Faktoren nehmen Einfluss auf unser Sehvermögen. Angefangen von der Ernährung bis hin zu Emotionen und unserer psychischen und physischen Verfassung. Hinzu kommt, dass unsere Sehkraft durch Stress enorm belastet wird. Kein Wunder, dass so viele Menschen Probleme mit den Augen und dem Sehen haben. Auch künstliche Lichtquellen beeinflussen das Sehvermögen negativ. Was genau passiert mit den Augen, wenn wir Stress haben? Und was können wir tun, um die Augen zu entlasten und gesund zu erhalten?
Sehen findet im Gehirn statt
Zunächst sei hier erwähnt, dass etwa 80 Prozent dessen, was wir wahrnehmen, durch die Bildinterpretation im Gehirn geschieht. In den Augen entsteht ein umgekehrtes und seitenverkehrtes Abbild des Betrachteten, diese Information wird dann über die Sehnerven an das Gehirn weitergegeben. Unter Stress wird dieser Vorgang enorm beeinträchtigt. Die Augenmuskulatur verkrampft sich, wodurch die Mikrobewegungen der Augen reduziert werden. Je weniger Mikrobewegungen gemacht werden, desto weniger Informationen gelangen zum Gehirn und so wird das Bild ein wenig schlechter. Die Konturen, die Kontraste und die Schärfe leiden darunter.
Unter Stress wird vor allem der Sympathikus aktiviert, der auch Einfluss auf die Pupillenregulation nimmt. Die Pupille wird geweitet, die Augen können weniger Schärfentiefe wahrnehmen, die Abbildung verschlechtert wird. Durch die große Pupille gelangt das, was auf die Randbereiche der Hornhaut fällt, ebenfalls ins Auge. Doch an diesen Stellen hat das Auge große Abbildungsfehler, weshalb die Bildqualität schlechter wird. Das Gehirn ist grundsätzlich in der Lage, das auszugleichen, doch nur unter entspannten Bedingungen. Stress bedeutet, dass der „Kampf- oder Fluchtmodus“ aktiviert ist. Der Körper arbeitet also im Notprogramm, er möchte das Überleben sichern. In diesem Modus ist das seitliche Gesichtsfeld und die Sehkraft stark eingeschränkt. Kommt es zur Dauerbelastung, kann das dazu führen, dass sich das seitliche Gesichtsfeld immer weiter einengt. Das kann weitreichende Folgen zum Beispiel im Straßenverkehr haben, wenn man andere Verkehrsteilnehmer aus dem Augenwinkel nicht rechtzeitig sehen kann.
Sehkraft kann man mit einfachen Übungen steigern
Eine gute Übung, um das seitliche Gesichtsfeld zu stimulieren, ist die Ziehharmonika-Übung, die ich am Ende des Artikels vorstelle.
Aber da gibt es noch mehr. Stress begünstigt eine kämpferische innere Haltung – der Nacken wird angespannt. Durch eine verkrampfte Nackenmuskulatur werden Gehirn und Augen nicht optimal mit Nährstoffen versorgt und die äußeren Augenmuskeln spannen sich ebenfalls stärker an. Das kann dazu führen, dass die leichten Augäpfel verformt werden. Wird ein Auge um einen Millimeter in die Länge gezogen, entsteht hieraus eine Fehlsichtigkeit von drei Dioptrien (Kurzsichtigkeit). Wird der Stress zu groß, kann das Gehirn ein Auge (in der Regel das schwächere Auge) sogar ganz abschalten, um Energie für die wichtigsten Funktionen beibehalten zu können. Wenn nur ein Auge aktiv ist, kann kein räumliches Sehen stattfinden und Entfernungen werden nicht mehr richtig eingeschätzt.
Hierzu gibt es eine wunderbare Übung, mit der das räumliche Sehen trainiert werden kann.
Verspannung schwächt die Sehkraft
Eine weitere Folge einer verspannten Nackenpartie ist, dass weniger Nährstoffe und Sauerstoff zu den Augen gelangen. Resultat können sogenannte „Mouches volantes“ oder zu Deutsch: fliegende Mücken sein. Haben Sie so etwas auch schon bemerkt? Ist Ihnen dabei aufgefallen, dass man sie in stressigen Phasen häufiger und stärker wahrnimmt als im Urlaub? Wenn Sie entspannt sind, kann das Gehirn sie einfach ausblenden, zum anderen werden die mouches volantes durch Sauerstoff und Nährstoffmangel stärker. In ruhigen Zeiten kann der Körper Schlackenstoffe über das Kammerwasser des Auges ausleiten. Eine gesunde, basische Ernährung kann hier positiv wirken, Aroniabeerensaft ist hier sehr hilfreich.
Stress ist nicht nur für die Sehkraft schlecht
Eine weitere Folge von Dauerstress ist erhöhter Blutdruck und damit einhergehend erhöhter Augeninnendruck, was in einem Glaukom enden kann. Die vergrößerte Pupille bewirkt, dass sich die Iris zusammenzieht und den vorderen Kammerwinkel blockiert. In diesem Bereich liegt der sogenannte „Schlemm`sche Kanal“, der das überschüssige Kammerwasser in das Venensystem des Auges abtransportiert. Ist der Kanal verstopft, kann das Wasser nicht abfließen und staut sich. Da täglich neues Kammerwasser gebildet wird, erhöht sich der Augeninnendruck langsam und kann zu Schäden an der Netzhaut und am Sehnerv führen. Die anfälligste Stelle hierfür ist der Sehnervenaustritt. Wird dieser Bereich gequetscht, kann das zur Erblindung führen. Doch auch hier gibt es Abhilfe und Vorbeugung. Eine Tasse Zinnkraut täglich hilft, den Druck zu regulieren. Auch Zinnkrautsitzbäder können hier hilfreich sein.
Eine weitere Aufgabe des Kammerwassers ist die Versorgung der Linse mit Nährstoffen. Ein Stau kann zu einer Unterversorgung führen, woraus ein grauer Star entstehen kann. Es ist also extrem wichtig, dass wir uns bei all dem Stress, den wir in Job und Alltag haben, immer wieder genug Zeit für Erholung und Entspannung nehmen. Mit ein paar einfachen Augenübungen können wir unseren Augen immer wieder was Gutes tun und die Sehkraft steigern. Probieren Sie es aus!
Ziehharmonikaübung:
Diese Übung ist nach einem langen Tag im Büro sehr sinnvoll, wenn Sie das seitliche Gesichtsfeld wieder aktivieren möchten. Am besten führen Sie die Übung durch, bevor Sie sich ans Steuer setzen.
Stehen oder setzen Sie sich aufrecht hin. Nehmen Sie beide Hände seitlich ganz nah an Ihr Gesicht. Blicken Sie geradeaus, am besten in die Weite. Nehmen Sie wahr, was Sie ohne Augenbewegungen alles sehen können. Bewegen Sie nun Ihre Hände seitlich immer weiter weg und nehmen Sie hierbei wahr, was Sie seitlich alles erkennen können, ohne Ihre Augen darauf zu lenken. Führen Sie dies soweit aus, bis Sie Ihre Hände nicht mehr wahrnehmen können. Dann nehmen Sie die Hände langsam wieder zurück und achten hierbei, was nun dadurch aus dem Gesichtsfeld verschwindet. Achten Sie bei der Übung darauf, dass Sie ruhig und entspannt ein- und ausatmen und ausreichend Blinzeln.
Schließen Sie anschließend die Augen kurz und bedecken Sie sie mit den Händen. So kann sich auch die Netzhaut erholen. Achten Sie hierbei darauf, dass die Hände Höhlen bilden und die Augäpfel nicht berühren.
Kerzenübung für räumliches Sehen
Für diese Übung benötigen Sie eine Kerze (eine echte Kerze, kein LED – Licht). Sie stellen die Kerzen in einem Abstand von etwa 50 cm vor sich auf einen Tisch. Zünden Sie die Kerze an und dunkeln Sie das Zimmer ab. Halten Sie nun in etwa 25 cm vor sich Ihren Daumen nach oben. Daumen und Kerze liegen in einer Linie vor Ihnen. Beim Betrachten des Daumens sollte sich nun die Kerze verdoppeln, beim Fixieren der Flamme, sollte sich Ihr Daumen verdoppeln. Wechseln Sie einige Mal hin und her und beenden Sie die Übung wieder mit dem Abdecken der geschlossenen Augen mit Ihren Händen.
Mudra für die Augen und gute Sehkraft
Diese Übung ist bei Stress besonders wertvoll. Sie hilft, sich zu entspannen, den Atem zu vertiefen und die Augen zu stärken. Setzen Sie sich aufrecht auf einen bequemen Stuhl, lehnen sich aber nicht an. Die Hände werden auf die Knie gelegt. Daumen, Ringfinger und der kleine Finger werden zusammengeführt, Zeigefinger und Mittelfinger werden ausgestreckt. Schließen Sie die Augen und atmen tief ein und aus. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf die Atmung. Wenn Sie ganz im Hier und Jetzt angekommen sind, atmen Sie nun ganz bewusst heilsame Energie ein und füllen Sie Ihren ganzen Körper damit an. Alte, verbrauchte Energien verlassen Ihren Körper über die Zeige- und Mittelfinger. Sie können sich die heilsame Energie in der Farbe Grün vorstellen. Führen Sie die Übung solange aus, bis ihr ganzer Körper mit grünem Licht gefüllt ist. Auch der Kopf und die Augen sind mit grünem Licht gefüllt. Alles Alte fließt aus Ihrem Körper. Jede Zelle kann sich dadurch entspannen und erholen. Wenn Sie bereit sind, können Sie die Übung beenden und die Augen mit blinzelnden Bewegungen wieder öffnen.
Caroline Ebert ist Optikermeisterin und ganzheitliche Augentrainerin. In ihrer Augenschule „Eyeland“ bietet sie kinesiologische Sitzungen, energetische Behandlungen sowie Trainings für Menschen mit Augenproblemen aller Art an. Darüber hinaus gibt sie in Unternehmen regelmäßig Augenschulungen für am Bildschirm tätige Mitarbeiter.
Caroline Ebert, Fitness für gestresste Augen
136 Seiten, 9,95 Euro
Schirner Verlag
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