„Je weiter entfernt ein Mensch von sich selbst und seinem Kern ist, desto mehr Energie braucht er, um zu überleben. Je näher ein Mensch seinem Kern kommt, desto mehr Energie und Lebendigkeit kann er aus sich selbst heraus generieren.“
Bianka Maria Seidl
Die Welt scheint immer hektischer, komplexer und unsicherer zu werden. Viele Menschen fühlen sich innerlich erstarrt und kraftlos. Sie klammern sich an das Altbekannte, schleppen sich durch den Alltag und innerlich befinden sie sich im Würgegriff ihrer Ängste und Zweifel. Dabei kann das Leben so viel mehr sein als nur Überleben. Die Sehnsucht danach, sich wieder lebendiger zu fühlen, wächst in den Menschen proportional zur eigenen Unlebendigkeit. Die gute Nachricht ist: die Währung für Lebensenergie steckt in uns selbst. Sie ist die neue Währung in einer Zeit, in der im Außen Energieknappheit herrscht und die Ressourcen der Erde ausgebeutet sind. Doch was bedeutet es, lebendig zu sein? Lebendigkeit ist ein Zustand, in dem wir uns vital, energiegeladen, motiviert und in Einklang mit unserem Inneren fühlen. Es ist das Gefühl, dass das Leben durch uns fließt und dass wir in der Lage sind, unsere Umgebung aktiv zu gestalten und uns den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Es ist ein Zustand, in dem wir in der Lage sind, uns selbst und unsere Umwelt mit allen Sinnen wahrzunehmen und das Leben in vollen Zügen zu genießen.
Warum ist Lebendigkeit die neue Währung?
Lebendigkeit spielt eine entscheidende Rolle für unser körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden. Wenn wir uns lebendig fühlen, haben wir mehr Energie, sind motivierter und in der Lage, unsere Ziele zu erreichen. Lebendigkeit ist auch wichtig, um uns vor Krankheiten und Stress zu schützen. Eine mangelnde Lebendigkeit kann uns müde, lustlos und demotiviert machen, was wiederum zu einem erhöhten Risiko für Depressionen, Angstzustände und Burnout führen kann. Auch für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen ist Lebendigkeit wichtig. Wenn wir uns lebendig fühlen, können wir uns besser mit anderen Menschen verbinden und ihnen unsere volle Aufmerksamkeit schenken. Wir sind in der Lage, echte Beziehungen aufzubauen und tiefere Verbindungen zu anderen Menschen zu knüpfen.
Darüber hinaus ist Lebendigkeit wichtig für unsere Kreativität und unsere Fähigkeit uns selbst auszudrücken. Wenn wir uns lebendig fühlen, sind wir in der Lage, unsere Ideen und Gedanken frei fließen zu lassen und kreative Projekte zu verwirklichen. Lebendigkeit hilft uns auch, unsere inneren Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und ihnen Ausdruck zu verleihen. Insgesamt ist Lebendigkeit ein wichtiger Faktor für unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität. Bislang dachten wir, dass Geld, Karriere, Erfolg und äußerer Reichtum uns glücklich machen würden. Doch mittlerweile merken wir, dass uns dieses übermäßige Streben in einen Mangel geführt hat – einen Mangel an Lebendigkeit und an der Freude am Dasein. So wundert es nicht, dass die Sehnsucht nach Lebendigkeit in den letzten Jahren bei vielen Menschen stark gewachsen ist.
Um das Leben in vollen Zügen zu genießen und unser volles Potenzial entfalten zu können, braucht es die Kraft des Lebens und unsere Aufnahmefähigkeit dafür. Dies setzt voraus, dass wir uns wieder Zeit nehmen, um das Leben in seiner Fülle zu fühlen. Schauen wir uns daher an, was die Gründe für Unlebendigkeit sind, die oft als Gegenpol zur Lebendigkeit wahrgenommen wird?
Blockierte Lebensenergie
Wilhelm Reich, ein österreichischer Psychoanalytiker und Schüler von Sigmund Freud, war bekannt für seine Forschung zur Lebensenergie, die er als „Orgonenergie” bezeichnete. Reich definierte Lebendigkeit als die Fähigkeit, die Lebensenergie frei im Körper fließen zu lassen. Er fand heraus, dass wenn die Lebensenergie blockiert ist, dies zu körperlichen und psychischen Symptomen führt, wie zum Beispiel körperlicher Verspannung, chronischen Schmerzen, Depressionen oder Angstzuständen. In seiner Therapie betonte Reich daher die Bedeutung der Befreiung der Lebensenergie und arbeitete oft mit körperorientierten Techniken wie der „Charakterpanzerung” und der “Orgontherapie”, um blockierte Energie freizusetzen und Körper, Geist und Seele wieder in Einklang zu bringen.
Reich ging auch davon aus, dass die Gesellschaft als Ganzes unter einer Unterdrückung der Lebensenergie leidet, die er als „Emotionale Pest” bezeichnete. Diese Unterdrückung kann durch eine repressive Erziehung, ein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis und eine Dominanz der Rationalität über die Emotionen verursacht werden. Reich war fest davon überzeugt, dass eine freie Entfaltung der Lebensenergie notwendig ist, um eine gesunde und lebendige Gesellschaft zu schaffen. In diesem Sinne betonte er auch die Bedeutung von Sexualität als Ausdruck der Lebensenergie und als Möglichkeit, sie freizusetzen und zu entfalten. Er ging davon aus, dass eine gesunde Sexualität, die frei von Schuld und Scham ist, notwendig ist, um eine lebendige und gesunde Gesellschaft zu schaffen. Reichs Ideen haben einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung der Körperpsychotherapie und der Humanistischen Psychologie gehabt und tragen dazu bei, die Bedeutung der Lebensenergie für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden zu betonen.
Wodurch Unlebendigkeit entsteht
Stagnation und unterdrückte Energie sind wichtige Ursachen für mangelnde Lebendigkeit. Wenn wir in unserem Leben feststecken, wenn wir uns in einer Sackgasse befinden oder wenn wir uns von unserer Umgebung isolieren, dann haben wir das Gefühl, dass uns die Energie und der Schwung für das Leben fehlen. Stagnation kann viele Formen annehmen – es kann eine berufliche Sackgasse sein, eine langweilige Beziehung oder eine unerfüllte Freizeitgestaltung. In jedem Fall fühlen wir uns in einer Endlosschleife, ohne Möglichkeit für Veränderung oder Fortschritt. Die Energie, die wir normalerweise für das Leben benötigen, wird von der Stagnation absorbiert und unser Leben beginnt zu erstarren.
Verdrängte und unterdrückte Emotionen, sowie selbstverurteilende Gedanken bewirken, dass wir uns hinter einer Maske verstecken. Schließlich wollen wir alle nach außen die schöne Form zeigen, weil wir anerkannt und geliebt werden wollen. Je größer der innere Ballast, desto unlebendiger fühlen wir uns. Je mehr wir unsere wahren Gefühle und Wünsche verleugnen, desto bedürftiger sind wir in punkto Energie, Lebendigkeit und vor allem Liebe. Unterdrückte Emotionen und Lebensenergie können sich in verschiedenen Formen zeigen, von Angstzuständen und Depressionen bis hin zu körperlichen Beschwerden wie chronischen Schmerzen. Es ist wichtig zu verstehen, dass verdrängte Emotionen und unterdrückte Energie nicht einfach verschwinden – sie bleiben in unserem Körper und beeinflussen uns auf verschiedene Arten. Die Energie, die wir in der Unterdrückung unserer Gefühle aufwenden, raubt uns die Energie, die wir für das Leben brauchen. Umso mehr greifen wir im Außen nach künstlichen Energielieferanten wie Energydrinks, Zucker, Kaffee und Alkohol, jedoch lediglich mit kurzzeitiger Stimulierung und langanhaltender, schädlicher Wirkung für unsere Gesundheit.
Wie wir unsere Lebendigkeit wiedererlangen
Um unsere Lebendigkeit wiederzuerlangen, gilt es die Verantwortung für unser Wohlbefinden gänzlich zu übernehmen. Das heißt im Klartext, dass wir uns erlauben, unsere wahren Gefühle und Wünsche zu erkennen und auszudrücken, Veränderungen in unserem Leben zuzulassen und neue Wege zu gehen. Der Wunsch endlich sich selbst zu sein und sein volles Potenzial zu entfalten, kommt aus unserer Seele und ist für unsere Erfüllung von großer Bedeutung und Wichtigkeit. Durch ausreichend Bewegung an der frischen Luft, eine lebendige Verbindung zur Natur, gesunde, frische Ernährung sowie eine tägliche spirituelle Praxis wie Yoga oder Meditation bringen wir unsere Lebensenergie wieder in Schwung. Indem wir alle Emotionen und Gefühle in uns zulassen, sie annehmen und sie vollständig erfühlen, verdauen wir sie. Dabei wird die vormals darin gebundene Lebensenergie freigesetzt und beginnt zu fließen. Wir fühlen uns wieder lebendig und sind im Fluss.
Auch unsere Wahrnehmung und Wertschätzung des Lebendigen in der Natur und Umwelt spielt eine wichtige Rolle für unsere eigene Lebendigkeit. Indem wir die Natur wieder fühlen, statt sie lediglich kognitiv wahrzunehmen, bringt uns das in eine lebendige Verbindung mit der Natur, mit ihrer Schönheit und Fülle. Wir nehmen vollständiger Anteil, gehen dabei in Resonanz zu unserer eigenen Lebendigkeit und schöpfen Lebenskraft aus dem grenzenlosen Reservoir der Natur. Wir können dies tun, indem wir uns Zeit nehmen, um in der Natur zu sein und dabei den Sorgenrucksack zu Hause lassen. Die Schönheit der Natur zu genießen gelingt nur mit einem offenen Herzen, das fähig ist zu staunen und sich berühren lässt von den unendlich vielen kleinen Wundern der Natur. Wenn wir ihr und dem Leben wieder so begegnen, werden wir reich belohnt mit Lebendigkeit, Lebenskraft und Lebensfreude.
Lebendigkeit im Kontext verschiedener Bereiche
Lebendigkeit ist nicht nur eine Sache des körperlichen Wohlbefindens, sondern zeigt sich auch in verschiedenen Bereichen unseres Lebens. Hier sind einige der wichtigsten Bereiche, in denen Lebendigkeit besonders relevant ist.
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Lebendigkeit im Beruf und im kreativen Schaffen
Wenn uns Arbeit nicht erfüllt oder sogar unterfordert, führt das zu einer spürbaren Abnahme der Lebendigkeit. Wir fühlen uns geistig und emotional erstickt. Eine Arbeit, die uns wirklich begeistert, hingegen erfüllt uns mit Energie und Freude. Auch kreatives Schaffen trägt dazu bei, dass wir uns lebendiger fühlen. Dabei geben wir uns ganz dem hin, was durch uns kreiert werden soll, werden eins mit dem Tun, und fühlen uns lebendig im gegenwärtigen Moment.
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Lebendigkeit in Beziehung und Sexualität
Wenn wir uns in einer Beziehung nicht frei fühlen, unsere Gedanken und Gefühle auszudrücken, oder wenn wir das Gefühl haben, dass unser Partner uns nicht wirklich versteht, schmälert dies unsere Lebendigkeit. Wenn wir uns hingegen unserem Partner nahe und uns sexuell erfüllt fühlen, vermittelt uns dies ein tiefes Gefühl der Verbundenheit und Lebendigkeit. Fehlt eine erfüllende Sexualität, nimmt auch das Wohlbefinden und unsere Lebendigkeit ab.
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Lebendigkeit im spirituellen Leben
Für viele Menschen ist eine tägliche spirituelle Praxis ein wichtiger Teil ihrer Lebendigkeit. Mittels Yoga und Meditation entsteht oftmals einfach ein Gefühl von Verbundenheit mit der Natur oder auch dem Universum. Wenn wir uns in unserem spirituellen Leben lebendig fühlen, fühlen wir uns eingebettet in etwas, das größer ist als unsere konditionierte Persönlichkeit und dies schenkt uns ein sinnvolles Leben und zutiefst empfundene Lebendigkeit. Wer sich von einem spirituellen Leben entfremdet oder darin festgefahren fühlt, verspürt innerlich ein Gefühl der Leere oder Sinnlosigkeit. Daher ist es so wichtig, dass wir uns erlauben, unsere Spiritualität in einer Weise zu leben, die uns wirklich mit Lebendigkeit erfüllt.
Eine lebendige Zukunft gestalten
Eine lebendigere Zukunft erfordert ein Umdenken und eine Abkehr von unnatürlichen Lebensweisen. Es liegt an uns, uns wieder zu unserer Lebendigkeit zu bekennen und diese in allen Bereichen unseres Lebens zu integrieren, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Erlauben wir uns, uns überwiegend mit Dingen zu beschäftigen, die uns wirklich begeistern. Halten wir uns fern oder grenzen wir uns ab von dem, was unsere Lebenskraft unterdrückt oder gar raubt. Auf diese Weise werden wird uns das Leben auf natürliche Weise mit jedem Atemzug mit seiner Kraft versorgen. Wir können uns mit dieser neuen Währung unendlich reich fühlen, wieder ganz am Leben teilhaben und es dankbar in vollen Zügen genießen.
Hinweis: In meinen monatlich stattfindenden „Neumond-Sessions“ reinigen sich die Teilnehmerinnen von allem Überlebten und schaffen Platz für das, was das Leben durch sie verwirklichen will. Alle Infos dazu auf meiner Website.
Bianka Maria Seidl, spirituelle Mentorin und Chitektin mit schamanischen Wurzeln, sowie Autorin und Seminarleiterin. Seit über 30 Jahren als selbstständige Chitektin im Bereich der energetischen Architektur sowie langjährig als Dozentin an der IHK, HWK und der TÜV-Akademie Süddeutschland tätig. Seit 2012 eigene Beratungspraxis im Klosterdorf Windberg, wo sie Mentoring-Programme, Live-Aufstellungen und eine Ausbildung in Ahnenarbeit anbietet – auch online. Sie hilft FRAUEN 40+ ihre Wurzeln zu klären und zu stärken, den Weg zu ihrer Berufung frei zu machen und damit sowohl Erfolg als auch Erfüllung – privat wie auch beruflich – zu erlangen. Für ein authentisches, freies und selbstbestimmtes Leben und Menschsein.
Bianka Maria Seidl: Schamanische Ahnenarbeit
200 Seiten,18,95 Euro
Mankau Verlag
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