In diesem Artikel geht es darum, wie es gelingen kann, leichter zu lernen. Er enthält auch eine kraftvolle Übung, mit der du deine Lernpower befreien und nachhaltig stärken kannst.
Leider stehen viele Menschen, wenn sie die Schulzeit endlich hinter sich haben, mit dem Lernen auf Kriegsfuß. Sie können sich als Erwachsene nicht (mehr) vorstellen, dass Lernen auch leicht und lustvoll sein kann.
Dabei ist lebenslanges Lernen wichtig. Wir müssen Weiterbildungen besuchen, um im Job erfolgreich zu bleiben. Studierende oder Abiturienten müssen sowieso lernen. Manch einer würde vielleicht gerne umsatteln, zum Beispiel Heilpraktikerin werden, scheut aber wegen des Lernens zurück (oder fällt durch die Prüfung). Andere würden vielleicht gerne privat etwas Neues, wie eine neue Sprache lernen, trauen sich das aber nicht zu.
Hat dich schon einmal ein schwieriges Fach entmutigt? Oder hast du schon mal erlebt, dass du dir viel Mühe beim Lernen gegeben hast, ohne jedoch entsprechende Ergebnisse zu haben? Oder kennst du den Gedanken, dass du nicht so gut bist, wie andere? Damit bist du nicht alleine. Vielen Menschen geht es so. Und auch dir ist es möglich, das Lernen wieder zu einer positiven und erfüllenden Erfahrung zu machen.
Du kannst – sofern du dich dafür öffnest – auch heute noch genauso genial lernen wie damals als Kind: Neugierig, verspielt, Grenzen austestend und mit Begeisterung. Schritt für Schritt immer mutiger, mit Leichtigkeit und unerschütterlicher Zuversicht, dass es dir gelingt. Und vor allem erfolgreich! Übrigens gilt das auch für Senioren. Auch ältere Menschen können vom Jonglieren bis zur neuen Sprache alles lernen, denn auch bei Älteren bleibt das Gehirn ähnlich lernfähig, wie bei jungen Menschen.
In dir steckt so viel mehr, als du glaubst
Ich selbst stärke mich in Momenten des Zweifelns oft mit der folgenden wahren Geschichte: Bis 1954 war es niemandem auf der Welt gelungen, eine Meile in unter vier Minuten zu laufen. Viele gute Sportler hatten es versucht und waren gescheitert. Deshalb postulierten schließlich Mediziner, dass eine solche Körperleistung physisch unmöglich sei.
Ein Mann namens Roger Bannister (1929-2018) nahm sich jedoch damals vor, das Unmögliche zu schaffen. Er trainierte deshalb konsequent und regelmäßig dafür, aber stets so, dass die einzelnen Trainingseinheiten ihn nie überforderten. Und er hat auch sein Unterbewusstsein entsprechend ausgerichtet und programmiert. Er hat sich dazu sich in einen meditativen Zustand versetzt und sich vorgestellt, wie er die Meile mit Leichtigkeit in unter vier Minuten läuft. Im Mai 1954 hat er dann tatsächlich den Rekord gebrochen.
Spannend ist aber auch, dass dann schon im Juni 1954 mehreren anderen Sportlern dasselbe gelang. Roger hatte mit Erreichen seines Zieles nicht nur eine körperliche Sportler-Grenze durchbrochen, sondern auch einen kollektiven Glaubenssatz geknackt. Er hatte auch die medizinische Hypothese, es sei körperlich unmöglich, als Irrtum entlarvt.
Erlaube dir die Vorstellung, dass ist möglich wäre, dass wenn du beginnst, etwas Neues zu lernen, du dabei ganz im Vertrauen wärst, dass du dein Lernziel gut und erfolgreich erreichen wirst. Stell dir dazu einem entspannten, meditativen Zustand vor, wie du gelassen, mit Begeisterung und Selbstvertrauen lernst – unabhängig von den äußeren Umständen.
Bist du angespannt oder ängstlich, kannst du nicht klar denken
Leicht und erfolgreich zu lernen hängt davon ab, wie gelassen und selbstbewusst man sich der Materie nähert. Oder eben nicht. Denn bei Überforderung wird die kognitive Belastung zu groß und unser Gehirn schaltet ab. Negative Gefühle blockieren das Denken und das Gedächtnis.
Jeder von uns kennt Tage, an denen man sich krampfhaft zum Lernen überwinden muss (oder einmal musste). Das ist so ähnlich, als wollte man mit einem Stein im Schuh joggen gehen. Egal, wie sehr man sich dann abmüht, es ist und bleibt unangenehm zu laufen. Manche Menschen glauben, weil sie es nicht anders gewohnt sind, das wäre normal beim Joggen – und beim Lernen.
Stell dir vor, welche Erleichterung es wäre, wenn du vorher, bevor du losläufst oder bevor du dich zum Lernen hinsetzt, als erstes den Stein entfernst, der dich drückt und dein Vorhaben erschwert. Genau das, das Beseitigen unnötiger „Steinchen im Denk-Getriebe“ ist das Geheimnis leichten und erfolgreichen Lernens.
Sobald du beim Lernen bemerkst, dass du dich wieder verzweifelt bemühst oder kämpfst, halte unbedingt inne. Erinnere dich daran, dass Herausforderungen beim Lernen dich auf etwas hinweisen, was dir auf Dauer weiterhelfen kann. Du kannst dir das Lernen erleichtern, wenn du dir selbst mehr Freiräume erlaubst. Denn es steht dir immer frei, neu zu wählen und deine Lernstrategie so zu verändern, dass sie angenehmer für dich ist.
So aktivierst du deine Lernpower
Mit sachlichen Argumenten ist Zweifeln, Stress oder Sorgen nur schwer beizukommen. Bei negativen Gefühlszuständen hilft selbst eine gute Argumentation wenig. Aber es gibt sehr gute Lern-Meditationen, mentale Tricks und Coaching-Übungen, die das Umswitchen im Kopf erleichtern. Vielleicht probierst du die folgende einmal aus.
Nimm dir dazu zunächst einen kurzen Moment Zeit, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Entspanne dein Gesicht, deine Schultern, deinen Rücken und deinen ganzen Körper. Lies dann den folgenden Text eher mit dem Herzen als mit dem Verstand. Lies ihn langsam und mit Bedacht, vielleicht auch mehrere Male. Sprich dabei die wörtlichen Zitate in Gedanken (oder besser sogar noch laut) mit.
„Ich schließe Frieden mit dem Teil in mir, für den das Lernen so mühsam ist“
In uns allen gibt es einen Persönlichkeitsanteil, den es kostet so viel Mühe zu lernen. Dem macht Lernen überhaupt keine Freude. Er möchte es deshalb mit allen Mitteln vermeiden. Und er schiebt sich deshalb manchmal beim Lernen vehement in den Vordergrund.
Wann immer du Widerstände gegen das Lernen spürst, zwinge dich nicht dazu, dann trotzdem brav weiter zu lernen. Drücke diesen Persönlichkeitsanteil, für den das Lernen wirklich nicht leicht ist, nicht einfach zur Seite. Denn Unsicherheit, Zweifel oder Stress tauchen hin und wieder auf beim Lernen. Das ist völlig normal – und glaube mir: Alle Menschen, die etwas neu lernen, kennen das.
Sag jetzt zu diesem Anteil in dir:
„Es tut mir leid, was du beim Lernen durchmachst. Ich verstehe dich. Die Ursache dafür, dass es dir heute so geht, ist etwas, was du früher irgendwann einmal erlebt hast.
Und es ist gut, dass du dich bemerkbar machst und dass du deinen Widerstand deutlich zeigst, denn dein Unbehagen führt mich nun dazu, dass ich endlich neue Lernwege suche – und auch finden werde. Deine Stimmungen und Gefühle dienen mir dabei als Kompass, der die Richtung anzeigt, in die ich das Lernen verändern sollte. Damit es mir leichter fällt, damit ich Lernstoff besser aufnehme und später auch wieder gut erinnere.“
Stell dir nun vor, du hüllst diesen Persönlichkeitsanteil von dir in ein helles, warmes Licht, das sich wie eine flauschige und schützende Decke liebevoll um ihn oder sie legt.
Dann sage zu diesem Teil von dir:
„Du hast dich schon so viel angestrengt beim Lernen. Dankeschön dafür. Du darfst dich jetzt zurücklehnen, ganz entspannt Pause machen und einmal abschalten. Jetzt werden andere Persönlichkeitsanteile aus meinem inneren Team die Arbeit übernehmen.“
Denn jeder von uns hat viele verschiedene Persönlichkeitsanteile und Qualitäten in sich. Und da gibt es auch einen Anteil in dir, der hat dich hierher geführt – zu diesem Text. Dieser Teil in dir wusste – irgendwie: „Es ist möglich, dass Lernen auch anders geht. Leichter und deutlich angenehmer für mich.“
Gehe innerlich jetzt bewusst in Kontakt mit diesem neu entdeckten Persönlichkeitsanteil in dir und mit seiner Hilfe öffne dich einer neuen Zuversicht. Öffne dich dafür, dass es dir möglich ist, beim Lernen ab sofort völlig andere, deutliche bessere Erfahrungen zu machen als bisher. Und vielleicht freust du dich sogar schon darauf?
Vielleicht magst du kurz sanft deine Hände aufs Herz legen, denn deine Herzensstimme und deine Herzenswahrheit sind es, die intuitiv den besten Weg für dich kennen. Überall im Leben – und insbesondere beim Lernen. Spüre nach, höre innerlich hin, welche neuen Informationen dein Herz in Bezug aufs Lernen für dich hat.
Anmerkung:
Dieser Text ist ähnlich in einer der Lern-Meditationen, die in der neuen sechsten, multimedialen Auflage des Buches „Studieren kann man lernen: Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg“ (Springer Gabler 2024) enthalten sind.
Aufgrund meiner langen Erfahrung als Professorin und als Coach kann ich dir versichern:
In dir steckt so viel mehr, als du jetzt glaubst!
Prof. Dr. Kira Klenke ist Professorin im Ruhestand und erfolgreiche Autorin von Selbsthilferatgebern. Sie unterstützt Menschen dabei, ihre innere Führung zu aktivieren, um so maßgeschneiderte Lösungen für Probleme und Fragen in allen Lebenslagen zu finden.
Kira Klenke: Studieren kann man lernen: Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg
203 Seiten, 29,99 Euro
Springer Gabler; 6., multimediale Auflage (20. Juni 2024)
Kira Klenke: Gute Vorsätze wirklich umsetzen!
152 Seiten, 14,95 Euro, Schirner Verlag
Discussion about this post