Räuchern – Eine volksmedizinische Anwendung für das ganze Jahr
Das Räuchern ist eines der ältesten Heilverfahren aus der Naturmedizin. Es wird fast überall auf der Welt praktiziert und ist hoch wirksam. In unseren Breiten bestand lange die Gefahr, dass die Kenntnisse und Überlieferungen rund um das Räuchern eines Tages verloren gehen könnten.
Doch zum Glück gibt es Menschen, die das Räucherwissen weitertragen. Eine davon ist die Kärntnerin Annemarie Herzog – auch bekannt als „die Räucherin“. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, mit ihren Räuchermischungen, Vorträgen, Seminaren und Büchern sowie in Zeitungsberichten und in Radio- und TV-Sendungen dieses alte Wissen zum Wohle der Menschen so zu verbreiten, dass es nicht verloren geht und auch künftig für alle anwendbar bleibt.
Räuchern auf einfache Weise
Heute wird das Räuchern meist mit Ritualen und komplizierten und mystischen Vorgehensweisen verbunden. Für Annemarie Herzog wird es jedoch „seit jeher hier bei uns auf einfache Art und Weise durchgeführt, und hat nichts mit komplizierten Ritualen zu Ehren von Göttern und deren Wesenheiten sowie Ahnenkult zu tun.“ Und für sie ist es ein Ganzjahresthema, das nicht nur rund um die Weihnachtszeit seine Berechtigung und Notwendigkeit hat: „So wie es hier unsere Vorfahren in deutschsprachigen Gefilden praktiziert haben, ist das Räuchern eine volksmedizinische Anwendung“. Was ja auch nachvollziehbar ist, denn energetischer Müll oder aber körperliche und seelische Beschwerden sind eben ein Thema über das gesamte Jahr hinweg.
Das Bauchgefühl weist des Weg
Für sie ist beim Räuchern der Hausverstand gefragt: „Unsere Vorfahren hatten keine Bücher, besuchten keine Seminare und verfügten über kein Internet. Sie haben nicht den Verstand befragt, wie man etwas macht, sondern ihr Bauchgefühl war ausschlaggebend. So waren sie immer auf der sicheren Seite.“
Damit Räuchern seine Wirksamkeit entfalten kann, müssen die entsprechenden Zutaten aus der Natur ihre notwendige Kraft entwickeln können. Annemarie Herzog erinnert sich: „Meine Oma sagte immer: ‚Wo nichts drin ist, da kommt auch nichts raus‘. Sie meinte, wenn die Pflanze keine Kraft in sich trägt, weil sie falsch gepflückt und behandelt wurde, dann kann sie auch keine Kraft geben.“
Altbewährtes lebendig halten
„Die Räucherin“ sieht ihre Aufgabe darin, den Menschen zu zeigen, wie vielfältig die Einsatzmöglichkeiten des Räucherns sind. Es ist für sie „vor allem eine altbewährte Methode, wenn Wohnräume von Energiemüll befreit werden sollen, oder wenn Mängel am Körper oder an der Seele auftreten“. Sie legt Wert darauf, auf einfache Weise zu erklären, dass es diese besondere Möglichkeit gibt, um Menschen zu helfen.
Schon seit dutzenden von Generationen wird das Räuchern angewendet, um damit Haus und Hof zu reinigen oder seelische oder körperliche Beschwerden zu lindern. Früher gab es – vor allem im ländlichen Raum – kaum Ärzte oder Apotheker. Es gab jemanden, der mit Räuchern Haus und Hof reinigte, es gab eine Salbenfrau, eine Wickelfrau, eine Räucherfrau und es gab den Knochenbrecher. Diese volksmedizinischen Laienhelfer waren in allen Dörfern bekannt, und wenn jemand Hilfe benötigte, wusste man genau, wer bei welchem Leiden helfen konnte.
Haus- und Hofreinigung
In der Räucherkunde ist für Annemarie Herzog die Reinigung von Häusern, Wohnungen, Arbeitsräumen, öffentlichen Gebäuden und Bauernhöfen samt Ställen das Allerwichtigste: „Jeder Mensch hinterlässt insbesondere durch negative Worte, Gedanken und Handlungen sehr viel ‚Energiemüll‘. Man sieht ihn nicht, aber die Belastungen sind spürbar, oft entstanden durch jahrzehntelange Ansammlungen schlechter Energien. Dies wird als energetische Kopie abgespeichert und wirkt auf diejenigen, die sich danach in diesen Räumen aufhalten. Um sie abzuwehren, muss der Körper sehr viel Kraft aufbringen“. Bereits unsere Vorfahren haben daher gewusst, dass sie Räume nicht nur von Schmutz säubern mussten, sondern auch von den Überresten negativer Schwingungen bzw. Energien.
Putzen mit Rauch
Die energetische Reinigung kann mittels Räuchern geschehen. „Da bin ich wie eine Putzfrau“, schmunzelt Annemarie Herzog. Insbesondere dann, wenn jemand in ein Wohnhaus oder in eine Wohnung einzieht, wo bereits viele Menschen vorher gelebt haben, wird leicht deren alter energetischer Ballast übernommen.
„Da diese Energien nicht von alleine vergehen, müssen sie entfernt werden, und dafür war und ist das Räuchern da“, erklärt die achtfache Buchautorin. „Geputzt“ wird mit einer von Annemarie Herzog zusammengestellten Räuchermischung nach einer Rezeptur ihrer Großmutter, bestehend aus den neun Zutaten Angelikawurzel, Beifuß, Eisenkraut, Fichtenharz, Lavendel, Myrteblätter, Rosmarin, Salbei und Wacholderholz. Besonderen Wert legt sie auf Räucherwerke, die ausschließlich aus Pflanzen bestehen, die vor der Haustür wachsen: „Diese Helfer nehmen alles mit, was in den Häusern und Wohnungen als Energiemüll abgelagert ist und den Bewohnern zur Qual wird“.
Wie es geht:
Die Reinigung gelingt unter folgenden Voraussetzungen:
› Pflanzen nach Mondphasen pflücken (Blüten am Blütetag, Blätter am Blatttag usw.)
› einzeln auf Kartons auflegen, damit sich kein Schimmel bildet
› natürlichen Trockenvorgang zulassen (nicht durch Dörrgerät oder ähnliches beschleunigen)
› nicht in der Sonne, sondern im Schatten trocknen
› mit einer Kräuterschere Blüten, Blätter und Stängel schneiden
› mit geeigneten Werkzeugen Harz, Holz und Wurzel zerkleinern
Reinigen und Desinfizieren
Doch Räume sollten – so die Räucherfachfrau – nicht nur gereinigt, sondern auch desinfiziert werden: „Gerade in Zeiten, in denen wir lernen mussten, dass es unsichtbare Viren gibt, die unser Leben vollkommen auf den Kopf stellen können, ist es wichtig, ursprüngliche Hilfsmittel zu nutzen.“
Und auch hierzu empfiehlt sie die „uralte Anwendung“ des Räucherns und macht eine rühmliche Ausnahme, in dem sie Weihrauch zur Desinfektion befürwortet: „Der Olibanumstrauch, aus dem das Weihrauchharz gewonnen wird, wächst zwar nicht vor unserer Haustür. Aber der Weihrauch ist das bekannteste Räucherwerk der Erde, dessen Boswelliasäure der beste natürliche Desinfektor ist, den es überhaupt gibt, ist.“ Weihrauch habe schließlich in unserem Kulturkreis schon seit Jahrhunderten einen besonderen Stellenwert und sei aus dem Räuchern nicht wegzudenken. Annemarie Herzog erinnert sich: „Meine Oma, die ich bei ihrer Räucherei oft begleiten durfte, hat bei einem fahrenden Händler immer Weihrauch erhalten und ihn gegen Ziegenfett getauscht“.
Linderung körperlicher Beschwerden
Die Räucherfrauen haben damals nicht nur Haus und Hof gereinigt, sondern haben an die jeweiligen Krankheiten angepasste Mischungen aus Kräutern, Harzen, Wurzeln, Hölzern, Blüten, Knospen und Blättern zusammengestellt. Damit sind sie, oft dreimal am Tag, zu den erkrankten Menschen gegangen und haben an ihnen geräuchert, so wie es auch bei der Großmutter von Annemarie Herzog der Fall war. „Ich war als Kind oft dabei, wenn meine Oma gerufen wurde, um nicht nur am Erwachsenen, sondern auch an Kindern zu räuchern“. Und schon bald danach, so erinnert sich die heutige Räucherexpertin, ging es diesen Menschen viel besser. Entlohnt wurden die seinerzeitigen Laienhelfer nicht mit Geld, wie sich Annemarie Herzog erinnert: „Sie bekamen zum Ausgleich Naturalien, und daher hatte auch meine Oma immer genügend Essenvorräte in ihrem Erdkeller. Das Räuchern tat und tut den Menschen einfach gut!“
Annemarie Herzog lebt in Südkärnten, ist Buchautorin, Dipl. Mentaltrainerin, Dozentin, Human- und Raumenergetikerin, Dipl. Fachwirtin für Marketing, Inhaberin der Räuchermanufaktur Achanta. Sie befasst sich seit rund 20 Jahren mit dem Räuchern in der ursprünglichen Form, so wie es bei uns immer praktiziert wurde. Wichtig ist ihr, dass jeder den Zugang zum Räuchern ohne Berührungs-angst findet. Dies wird ihres Erachtens nach durch heimische Zutaten erleichtert.
Lesetipp:
Annemarie Herzog, Die Räucherin
160 Seiten, 19,90 Euro, Freya Verlag
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