Stille. Frieden. Harmonie. – Eine wunderschöne Vorstellung in unserer hektischen und lauten Welt. Stress ist zum Gesundheitsrisiko Nr. 1 geworden. Wir alle haben Stress. Wir alle benötigen umso mehr gezielte Ruhephasen, sonst überfordern wir unser vegetatives Nervensystem. Das bestehende Ungleichgewicht vom stark dominanten Sympathikus und eingedämmten Parasympathikus macht uns langfristig krank.
Immer mehr Deutsche verursachen immer mehr krankheitsbedingte Fehltage im Job. Der Stressfaktor im Leben steigt kontinuierlich, die Belastungen beruflich wie privat werden immer größer. Der Mensch muss seine Ruhe wiederfinden. Ein bewährtes Mittel hierzu ist das Autogene Training (AT).
Ruhe und Stille sind essenzielle Faktoren, die uns helfen zu entspannen und die Stressoren des Lebens auszuklicken. In der Entspannung kann sich unser Körper erholen, der Kopf wird klar, wir können uns sammeln und Kraft tanken für die nächsten Herausforderungen.
Das Autogene Training
AT ist eine auf Autosuggestion basierende, weltweit beliebte und wissenschaftlich anerkannte Entspannungsmethode. Es wirkt beruhigend, lösend und regenerierend auf den ganzen Organismus. Der Übende befindet sich in einem Zustand vertiefter Konzentration und Meditation. Autogenes Training entspannt nicht nur körperlich, trainiert den Kreislauf und die Konzentrationsfähigkeit, schafft einen klaren Kopf und lehrt den Praktizierenden, Körper, Geist und Seele mit der Kraft seiner Gedanken positiv zu beeinflussen.
Ursprung
Die Suggestion (psychische Beeinflussung eines Menschen) ist eines der ältesten Heilmittel der Medizin: So findet sich bereits auf einem ägyptischen Papyrus (16. Jhd. v. Chr.) ein Bericht über suggestive Behandlungsmaßnahmen: „Lege die Hände auf ihn, um den Schmerz der Arme zu beruhigen, und sage, dass der Schmerz verschwinden wird.“
Der Erste, der die Hypnose als Suggestivverfahren der Neuzeit wissenschaftlich bearbeitete, war der Chirurg James Braid, 1843: Braid erkannte die physiologischen und psychischen Voraussetzungen des künstlich hervorgerufenen schlafähnlichen Zustandes, prägte den Namen „Hypnose“ und setzte Hypnotisierung als Behandlungsverfahren ein. Ende des 19. Jahrhunderts beschäftigte sich der Hirnforscher Oskar Vogt mit der Selbsthypnose: Er wandte diese als prophylaktische Ruhepause an, mit der die Betroffenen wachsenden Erregungs- und Anspannungssituationen begegnen konnten.
Dann kam Prof. Dr. Schultz
1926-1932 entwickelte der Arzt und Psychologe Dr. Johannes H. Schultz das Autogene Training, eine einzigartige Entspannungs- und Ruhetechnik, die unabhängig von kulturellem Umfeld und Weltanschauung ist. Seitdem gilt AT als bewährte Therapiemethode, auf die Ärzte, Heilpraktiker, Psychologen und Therapeuten gern zurückgreifen, um Stress und psychosomatische Störungen ihrer Klienten zu behandeln. Zudem ist Autogenes Training die beliebteste Entspannungsmethode der Deutschen.
Programmierung per Suggestion
Im AT wird eine Programmierung vorgenommen, wir sprechen das vegetative Nervensystem an, das unter anderem für Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Gefäße verantwortlich. Der Sympathikus steht für Arbeit, Stress und Anspannung, der Parasympathikus für Ruhe, Entspannung und Erholung.
AT bewirkt eine Umschaltung von Sympathikus auf Parasympathikus. Dadurch gelingt es, Stress von einem fernzuhalten. Immer mehr Menschen entwickeln stressbedingt psychische und körperliche Probleme, sie sind nervös, verkrampft, finden nicht mehr zu sich selbst, sind ängstlich, aufbrausend, erschöpft, haben Herz- oder Magenprobleme, Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen und mehr. 70 Prozent aller Patienten werden mit dem Leben nicht mehr fertig. Die Aufregungen des Alltags, Überlastung, Überforderung, bedrückende Probleme wirken sich krankmachend aus. Dies führt zu psychosomatischen Störungen. Wenn diese nicht behandelt werden, entstehen ernstere Krankheiten. Autogenes Training bewirkt eine Umschaltung aus dem nervösen, hektischen Alltag auf Ruhe und Entspannung, es findet eine Harmonisierung des gestörten vegetativen Gleichgewichtes statt.
Einfach erlernbar, höchst effektiv, jederzeit durchführbar
AT kann jederzeit und überall praktiziert werden. Das klassische Autogene Training dauert circa 20 Minuten, aber auch Kurzformen von rund fünf Minuten sind effektiv. Autogenes Training wird liegend oder sitzend durchgeführt. Alles was eng ist und einschnürt (z.B. Gürtel, Ringe), bitte ausziehen oder lösen. Je bequemer, desto besser. AT kann man durchführen, indem man eine Übungs-CD hört und den Anweisungen des Sprechers folgt, oder – wenn man geübter ist und die Formeln beherrscht – diese sich selbst im Geiste vorsagt. Sanfte Musik im Hintergrund hilft, schneller und tiefer in die Entspannung zu kommen.
Die 7 Autogenes Training Übungen
- Die Ruheübunghat die Suggestion „Ich bin ruhig und entspannt“. Man soll das Entspannen geschehen lassen, damit es von selbst kommt, die Gedanken, die noch da sind, ziehen lassen. In der absoluten Ruhe, die sich wie ein Mantel schützend um einen legt, folgen die nächsten Übungen.
- Die Schwereübungnutzt die Vorstellung „Mein Körper ist angenehm schwer“. Die Suggestion bewirkt eine wohlige Müdigkeit und Gliederschwere. Durch das Gefühl der Schwere gewinnt man Abstand zu allem Bedrückenden. Die Muskeln lockern sich, die Entspannung wird vertieft.
- Die Wärmeübunglautet „Mein Körper ist angenehm warm“. Bei dieser Gefäßentspannung wird eine innere strömende Wärme empfunden. Es kommt zur entspannenden Gefäßerweiterung.
- Mit der Atemübung„Mein Atem ist ruhig und gleichmäßig“ findet der Übende seinen eigenen Atemrhythmus. Ziel ist eine konzentrative Einstellung auf das Atmen, sich dem Rhythmus bewusst zu werden und die Wirkung der Atmung zu spüren. Das steuernde Prinzip in sich selbst soll wahrgenommen werden.
- Die Herzübunglautet „Mein Herz schlägt ruhig und gleichmäßig“. Alternativ kann sich auf den Puls konzentriert werden.
- Es folgt die Sonnengeflechtsübung„Mein Sonnengeflecht ist strömend warm“. Das Sonnengeflecht liegt zwischen Ende Brustbein und Bauchnabel. Es regt den Stoffwechsel an, fördert die Verdauung, beeinflusst Magen, Darm, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse und Sexualdrüsen. Das erfolgreiche Durchführen dieser Übung ist der Schlüssel für viele heilsame Umschaltungen im Organsystem.
- Die letzte ist die Kopfübung„Meine Stirn ist angenehm kühl“. Ziel ist es, einen klaren, freien Kopf zu gewinnen. Leistungssteigerung kann programmiert werden. Hier werden neue Denkwege gebahnt und als Engramme aufgezeichnet. Einmal damit vertraut, ist die Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit selbstverständlich.
Zwischendurch kann sich immer kurz auf die Ruhe konzentriert werden: „Ich bin ganz ruhig und entspannt“.
Jede Formel soll sechs Mal wiederholt werden, Ausnahme Stirnformel, drei Mal.
Das Lösungsritual
Schließlich wird die Entspannung mit folgendem Ritual gelöst:
- Hände zu Fäusten ballen, Arme beugen und strecken
- Tief atmen
- Augen auf, recken und strecken, Zurücksein im Hier und Jetzt
Wobei kann Autogenes Training helfen?
AT ist eine Entspannungsmethode, um Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Darüber hinaus sind Linderung oder sogar Heilung körperlicher und psychischer Probleme und Erkrankungen wissenschaftlich unter anderem belegt bei
- Angststörungen
- Asthma bronchiale
- Burnout
- Durchblutungsstörungen
- Hautkrankheiten
- Herzrhythmusstörungen
- Kopfschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
- Muskelverspannungen
- Neurodermitis
- Panikattacken
- Psychosomatischen Erkrankungen
- Schlafstörungen
- Schmerzen
- Sexualstörungen
- Stress
- Tinnitus
Formelhafte Vorsätze
Dies sind individuelle Anregungen, Einstellungen oder Aufträge, die sich der Übende im Zustand der Entspannung vorgeben kann und die ihm später zur Verfügung stehen. Eine Abstellung körperlicher Fehlreaktionen, dummer Angewohnheiten oder Krankheiten kann so gelingen. Formelhafte Vorsätze dienen dazu, sich positive, erwünschte Angewohnheiten anzugewöhnen und negative, unerwünschte Angewohnheiten abzugewöhnen. Sie werden eingebaut nach der Stirnformel (sechs Mal).
Beispiele:
Gegen Schmerzen: „Mein … (z.B. rechter Oberschenkel) ist beweglich und gesund.“
Gegen Ängste: „Ich bin mutig und stark.“
Gegen Bauchschmerzen: „Mein Bauch ist gesund und strömend warm.“
Gegen Hautkrankheiten: „Meine Haut ist frisch und geschmeidig.“
Gegen Kopfschmerzen: „Mein Kopf ist frei, frisch und klar.“
Gegen Schlafstörungen: „Ich schlafe nachts tief und gut.“
Fazit
Stille. Frieden. Harmonie. – Es ist Zeit, sich diese gesundheitsförderliche Auszeit zu gönnen und zu genießen. AT ist ein hervorragendes Tool für jeden, der sich etwas Gutes tun möchte. Einfach erlernbar, immer und überall einsetzbar, hilft es Menschen bei der Bewältigung des stressigen Alltags, fördert Entspannung, Ruhe, Wohlbefinden, Gesundheit und Ausgeglichenheit. Wichtig ist regelmäßiges Üben, ich empfehle einmal täglich 15 Minuten. Wissenschaftliche Studien beweisen: AT-Übende sind gesünder, seitdem sie sich regelmäßig mit diesen Formeln stärken. Daher verdient die Methode des Autogenen Trainings zu Recht den Titel „Superstar“!
Abbas Schirmohammadi
Heilpraktiker für Psychotherapie, High Performance Coach, Mentaltrainer. Experte für Autogenes Training. Autor zahlreicher Entspannungs-CDs und Gesundheits-Ratgeber. Assistent der Geschäftsleitung und Dozent der Paracelsus Schulen für Naturheilverfahren.
kontakt@abbas-schirmohammadi.de
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