Die alte asiatische Kunst ist absolut modern
Ich lebe seit 2007 in Frankfurt – die größte Finanzmetropole Deutschlands. Anwälte, Manager, Unternehmer, Juristen und Banker, Lehrer, Hausfrauen und teilweise deren Kinder gehören zu meiner Klientel. Aus den Beobachtungen und Gesprächen mit den Klienten erkenne ich den täglichen Bedarf, welcher durch das Yoga gedeckt wird: Stressausgleich durch Entspannung, Horizonterweiterung durch die Reise nach innen und die Harmonisierung der eigenen Körperenergien.
Die ersten historischen Belege wurden in Indien gefunden und stammen aus der Zeit um 2500 – 3000 v. Chr.. In Form von in Stein gemeißelte Yoga-Übungen und aufgemalte Übungen sind zu finden gewesen. Die wichtigsten Schriftstücke in der Yoga-Historie sind zum einen die Bhagavad Gita, von ca. 300 v. Chr. und die Yoga Sutras der Patanjali von ca. 400 bis 200 v. Chr.. Das sind Schriften, die die Yoga Philosophie festhielten und in der Meister-Schüler Lehre weitervermittelt wurden. Eines der bekanntesten Yogalehrer war der Yoga Lehrer Krishnamacharya, auch bekannt als „Vater des modernen Yoga“.
Er lehrte seine ebenso weltbekannten Schüler, wie z.B. seinen Sohn Desikachar, Iyengar, oder Patthabi Jois. Um deren Trainingsfortschritt zu überprüfen unterrichtete er sie persönlich und individuell. Der „Architekt“ des Vinyasa Yoga sicherte sich so seine Unterrichtsqualität und konnte seine Lehren dadurch nachhaltig beeinflussen. Diese Lehrer haben die Yogalehre in der ganzen Welt bekannt gemacht und unzählige Schüler unterrichtet. Das Interesse zum Yoga ist ungebrochen und alleine in Deutschland zählt man im Jahre 2017 über 4,5 Millionen Yogaanhänger und über 5000 Yogaschulen.
Vinyasa Yoga – zeitgemäßes Yoga für die heutigen Bedürfnisse
Der traditionelle Yogaweg wurde in Deutschland vom prägenden „Vinyasa Flow Yoga“ wieder entdeckt, da viele Menschen nach einem sowohl körperlichen als auch geistigen Ausgleich streben. Beim Vinyasa Yoga geht es darum, die Positionen (Asanas) in Verbindung mit seinem Atem zu kombinieren und fließende Übergänge zu gestalten.
Vinyasa Yoga ist für die Bedürfnisse des stressgeplagten Menschen wie geschaffen, denn es ist frei von „esoterischen“ Einflüssen und nimmt eine aufklärende Position ein, die Yoga Schülern unmissverständlich die Essenz des Yogas vermitteln möchte. Die Verbindung der Bewegung und der eigenen Atmung führt zu einem entspannenden Effekt. Der Körper wird intensiv erwärmt und gefordert. Durch die physische Ertüchtigung erlangt man ein wohltuendes Körpergefühl, was zu einer mentalen und seelischen Entspannung führt.
Die Muskeln, Sehnen, Bänder und Gelenke lockern sich und der ganze Organismus wird ausgeglichen und harmonisiert. Ich selbst habe Vinyasa Yoga in meinen mittleren Zwanzigern kennen- und lieben gelernt. Nach einer starken Verletzung, die ich im Wettkampfsport Taekwondo erlitten habe, habe ich meinen sportlichen Weg in Frage gestellt und wollte etwas wohltuendes und gesundes für Körper, Geist und Seele finden.
Jeder kann Yoga erlernen, Anfänger fangen mit leichten Übungen an und Geübte gehen tiefer in die Positionen hinein. Das Schöne ist, dass Yoga undogmatisch ist und jeder in seinem eigenen Wohlfühlbereich bleiben kann.
Kleine Anatomie
Physischer Körper
Unser Körper ist ein Wunderwerk der Natur. Wir haben über 656 Muskeln, wobei anteilig diese bei Männern ca. 40 %, bei Frauen ca. 23 % der Gesamtkörpermasse ausmachen. Die Sehnen sind die Verlängerung der Muskeln und setzen am Knochen an und bilden die Zugkraft um eine Bewegung zu generieren. Unsere Muskulatur hat verschiede Formen und wird in drei verschiedene Muskelarten unterteilt. Die glatten Muskeln sind in den Organen tätig, die quergestreiften Muskeln bewegen unseren passiven Bewegungsapparat (Skelett) und die Herzmuskulatur arbeitet unentwegt und hält unser wichtigstes Organ in Bewegung.
Die Muskeln sind wichtig für unsere Bewegung, unsere Wärmeentwicklung, die Atmung, den Energieumsatz und die Blutzirkulation. Daher gehören sie gehegt und gepflegt. Yoga ist Balsam für die Muskulatur und entspannt diese.
Knochen
Unser Skelett besteht aus ca. 210 Knochen, mit gewissen numerischen Variablen, je nach dem, ob man die Kleinknochen mitzählt oder nicht. Unser Skelett trägt uns, schützt die Organe und in unserem Knochenmark werden unsere Blutkörperchen gebildet. Diverse Knochen, wie die Röhrenknochen, z.B. Oberschenkelknochen, platte Knochen wie z.B. Schulterblatt oder die Schädeldecke, kurze z.B. Handwurzelknochen, unregelmäßige, z.B. Wirbel oder luftgefüllte Knochen, wie z.B. das Stirnbein sind in unserem Körper zu finden.
Beim langen tiefen Atmen atmet man in den Bauch ein, indem man zunächst den Bauch völlig entspannt. Dann füllt man auch den mittleren Teil der Lungen und weitet dabei Brust und Rippen. Als letztes füllt man auch den oberen Teil der Lungen mit Luft, wobei sich das Brustbein leicht hebt. Beim Ausatmen lässt man aus dem oberen Teil der Lungen die Luft heraus, so dass sich das Brustbein senkt. Dann lässt man auch die Luft aus dem mittleren Teil der Lungen heraus wobei die Rippen wieder zusammen kommen. Als letztes zieht man den Bauch vollständig ein und presst so die verbleibende Luft vollständig aus.
Wenn man sich angewöhnt, lang und tief zu atmen, entwickelt man Geduld und Toleranz und eine größere Bewusstheit. Bei Reduzierung der Atemzüge auf weniger als 8 pro Minute, beginnt die Hypophyse im Gehirn (reguliert den Hormonhaushalt im Körper) mit voller Kapazität Sekrete abzusondern. Wenn die Zahl der Atemzüge auf weniger als 4 pro Minute reduziert wird, beginnt auch die Zirbeldrüse (Epiphyse) mit voller Kapazität zu arbeiten, und eine tiefe Meditation ist automatisch die Folge.
In der Meditation ist der Parasympathikus besonders aktiv. Dieser Teil des vegetativen Nervensystems regelt den Stoffwechsel und sorgt so für Entspannung. Alphawellen, die man in einem Grundentspannungszustand hat, treten vermehrt auf. Wenn man länger meditiert gelangt man auch in den Theta Wellen Bereich, welche gemessen werden bei tiefer Entspannung und sogar vor dem Einschlafen. Dies führt langfristig zu einer höheren Konzentrationsfähigkeit und einem besseren Erinnerungsvermögen.
Ein zusätzlicher Effekt ist auch, dass das Herz langsamer schlägt und der Atem ruhiger wird und der Blutdruck sinkt. Weiterhin fällt in der Meditation die Aktivierung im linken Stirnhirn auf. Sie sorgt für Optimismus. Eine schwache Aktivierung dieser Region kann depressiv machen.
Glückshormone werden ausgeschüttet, zu denen die Endorphine und die Enkephaline gehören. Sie hemmen die Schmerzwahrnehmung und schütten in Meditation körpereigene Opiate aus. Diese können ein überwältigendes Gefühl von Freude, eine tiefe Euphorie und inneren Frieden erzeugen. Sie sind möglicherweise für die „Süße” des spirituellen Erlebnisses (der Erleuchtung) verantwortlich, von der die Yogis immer wieder berichten.
Meditation ist die höchste Erfahrung von Glückseligkeit. Man kann sie nicht kaufen, denn Sie kann nicht durch etwas außerhalb von Dir erzeugt werden. Meditation kann man auch nicht spontan erlernen. Man führt sie einfach nur aus, wenn man sie beherrschen will, denn nur der Geübte wird den Benefit erlangen, in den Genuss der Meditation kommt man, indem man es regelmäßig praktiziert. Dabei sollte man eine Selbstverständlichkeit in der Handhabung und Notwendigkeit entwickeln, wie zum Beispiel auch beim Zähneputzen.
Diplomsportwissenschaftler Stephan Suh arbeitet seit 2001 als Personal Trainer. Er unterrichtet in seinem eigenem Studio „Yoga by Stephan Suh“ direkt im Herzen Frankfurts.
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