Manchmal sind es gerade die Kleinen, Unscheinbaren, Unauffälligen, von denen wir sehr viel lernen können. Der kleine Fantail oder Fächerschwanz, macht es uns vor. Dieser knuffige Vogel, der in Neuseeland zu Hause ist, verzweifelt oder jammert nicht, sondern macht fröhlich das Beste aus seiner Situation, wie uns eine Geschichte der Maori eindrucksvoll erzählt.
Neuseeland – Aotearoa – Das Land der langen weißen Wolke
Neuseeland ist für viele Menschen der Inbegriff von unberührter Natur. Tatsächlich ist die Natur dort einzigartig auf der Welt, denn sie durfte sich viele Millionen Jahre lang ungestört von Menschen und Säugetieren frei entfalten. So finden wir dort Pflanzen und Tiere, die es nur auf den beiden entlegenen Inseln im südlichen Pazifik gibt, wie zum Beispiel riesige Totara- und Kauri-Bäume, die Tuatara-Echse, die aussieht wie ein urzeitlicher Drachen, oder den skurrilen nachtaktiven Kiwi.
Die Maori
Erst seit dem 13. Jahrhundert wurde Aotearoa/Neuseeland allmählich von Pazifikvölkern besiedelt, die wir heute Maori nennen. Aus dem Pazifikraum haben diese Menschen ihre Vorstellungen von der Schöpfung, von Werden und Vergehen, mitgebracht. Das Meer und seine Bewohner spielt eine wichtige Rolle, und so ranken sich viele Mythen und Legenden um den Meeresgott Tangaroa, Wale, Haie oder kühne Seefahrer. Auch die Natur, insbesondere Flüsse und Berge, sind wichtige Bezugspunkte, die sich in vielen Geschichten und Mythen widerspiegeln.
Heute will ich die Geschichte von Piwakawaka erzählen, dem kleinen Fächerschwanz oder Fantail, wie er auf englisch heißt.
Der Fantail ist ein kleiner flinker Vogel, den man leicht übersehen würde, wäre er nicht so ein fantastischer Flugkünstler. Er fliegt unglaublich schnell im Zickzack hin und her, niemals sitzt er still. Dabei ist er gar nicht scheu und scheint mit seiner Luftakrobatik zu sagen: „Komm und spiel mit mir!“
Einmal wanderte ich durch dichten, feuchten, grünen Regenwald, außer mir kein Mensch weit und breit. Ein kleiner Piwakawaka tauchte auf und umschwirrte mich mit wilden Luftsprüngen. Ich blieb ganz still stehen, denn er schien sich gleich auf meinen Kopf setzen zu wollen. Später lernte ich, dass die kleinen Vögel nach den winzigen Insekten haschen, die ein Mensch beim Wandern durch den Wald aufrührt.
Manchmal sieht man ihn kopfüber an den Wedeln der Baumfarne hängen, wo er Insekten von der Unterseite der Blätter pickt. Er hat große Augen und kann seine langen Schwanzfedern ausbreiten wie einen Fächer.
Die Maori erzählen sich folgende Geschichte über ihn:
Piwakawaka flatterte einst um das Haus der Feuergöttin Mahuika herum. Alles war niedergebrannt, das Gebüsch schwarz verkohlt, Rauch stieg auf, wie das bei Feuergöttern halt so ist. Von der Göttin selbst war nichts zu sehen. Der schlitzohrige Halbgott Maui hatte einst die Samen des Feuers von ihr gestohlen, doch sie holte das Feuer zurück. Seitdem bekämpfte Mahuika ihn.
Nun kam Maui zurück und schlich ums Haus herum, denn er wollte den Samen des Feuers unbedingt haben. Überall suchte er Mahuika, doch vergeblich.
Da erblickte er Piwakawaka, den Fächerschwanz, und packte ihn schnell mit der Hand, bevor er davon flattern konnte. „Sag mir, wo Mahuika ist!“, verlangte Maui. „Nein, ich weiß es nicht, ich sag´s dir nicht“, piepste der kleine Vogel.
Maui quetschte ihn so fest in seiner großen Hand, dass ihm die Augen hervortraten und sich der Schwanz auffächerte. „Sag mir, wohin sie gegangen ist und wo sie das Feuer versteckt hat! Ich weiß, dass sie es von mir fern halten möchte, doch ich will es zurück zu meinem Volk bringen.“
Piwakawaka hielt es nicht mehr aus und sprach: „Wenn es ein Geschenk für die Menschen sein soll, sage ich dir, wo es versteckt ist. Geh´ nach Hause, nimm zwei Stück vom Kaikomako-Baum und reibe sie aneinander. Du wirst sehen, dort hat Mahuika das Feuer verborgen. Wenn Du zwei Äste reibst, kommt es zum Vorschein.“
Maui ließ den kleinen Vogel frei. Die vortretenden Augen und der Fächerschwanz aber blieben.
Doch Piwakawaka stört das nicht, denn der gefächerte Schwanz ist wie das Segel eines Kanus, und damit kann er prima in der Luft tanzen und turnen, wenn er Insekten jagt, von denen er sich ernährt. Fröhlich macht er seitdem seine akrobatischen Kunststücke, stürzt sich waghalsig von Ästen herab, um gleich im Zickzack wieder nach oben zu schießen. Es scheint, als hätte er riesigen Spaß dabei.
Die Botschaft des kleinen Fantail
Piwakawaka, der kleine Vogel, möchte dir sagen, schau her, von der großen Hand Mauis gequetscht habe ich sehr gelitten. Doch als grenzenloser Optimist habe ich ein fröhliches Herz und mache das Beste daraus. Ich habe gelernt, die aufgefächerten Schwanzfedern zu nutzen. Und nicht nur das, ich habe sogar große Freue daran, denn jetzt kann ich neue Kunststücke.
Ich habe gute Laune und will dir Mut machen: Wenn dir Böses widerfährt, mache das Beste daraus. Wenn du hinfällst, stehe wieder auf. Klage und jammere nicht, das ist verschwendete Energie. Alles ist für etwas gut, nur manchmal erkennt man das nicht gleich. Erst rückblickend offenbart sich die Bedeutung und der neue Zauber, den du gewonnen hast. Richte deinen Blick stets nach vorn und behalte dein Ziel im Auge.
Und du?
Schaue zurück auf die Fehlschläge, Missgeschicke und Krisen, die du in den letzten Jahren durchlebt hast. Betrachte, was sich daraus entwickelt hat. Ist es dir gelungen, aus dem einen oder anderen Missgeschick etwas Positives zu machen? Hat manches Pech eine gute Wendung genommen? Was es manchmal erst die Krise, die neue Chancen eröffnet und neue Türen geöffnet hat? Betrachte die Entwicklung, die du erleben darfst.
Diese und 49 weitere Geschichten und Botschaften findest du im Kartenset Maori.
Christiane Schöniger, Herausgeberin des SPIRIT live & Schirner Magazins, Messe- und Veranstaltungsorganisatorin, hat zwei erwachsene Söhne und lebt im schönen Odenwald.
Sie hat sich nach vielen Jahren den Traum vom Reisen und Fotografieren erfüllt. Bei der ersten Reise nach Neuseeland hat sie sich in dieses wundervolle Land verliebt und war von der lebendigen Kultur der Maori fasziniert.
Heute bietet sie persönlich geführte Rundreisen in kleinen Gruppen nach Neuseeland an.
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Heilsame Botschaften der Ureinwohner Neuseelands
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