Tibetan Pulsing ist eine tiefgehende Körper- und Energiearbeit, die ihre Ursprünge im Heilwissen tibetischer Klöster hat. Sie wurde von dem Amerikaner James Murley (Shantam Dheeraj) für den Westen wiederentdeckt. Das ganzheitliche Augenlesen wird zu Beginn einer Tibetan Pulsing Einzelsitzung angewendet.
Der Unterschied zur Irisdiagnostik
In einem Interview erklärte Shantam Dheeraj den Unterschied zwischen seinem System des Augenlesens und der klassischen Irisdiagnostik wie folgt:
„Grundsätzlich werden mit der Irisdiagnose die bio-chemischen Abläufe des Nervensystems gelesen. Damit ist es möglich, Auswirkungen bestimmter Reize, hervorgerufen durch eine bestimmte Ursache, zu erkennen. Aber auf dieser Ebene liest du das chemische Resultat eines Prozesses, der elektrisch entstanden ist. Deshalb ist das was du liest, die Auswirkung und nicht die Ursache. Was dabei herauskommt ist ein Verständnis der Symptome und nicht die Ursache dieser Symptome. Um Chemikalien zu produzieren bzw. sie auszulösen, bedarf es der Hormonausschüttung und die wiederum braucht die Anregung des Nervensystems. Und das Nervensystem ist bio-elektrisch.
Was das Augenlesen im Tibetan Pulsing ausmacht, ist das Lesen der elektrischen Auswirkungen. Dann ist es möglich, die psychologischen Auslöser und die organischen Ursachen zu bestimmen. Das Nervensystem zu kennen bedeutet, die persönliche Entwicklung besser zu verstehen, wovon die physische Gesundheit ein Teil ist und die psychologische Gesundheit ein anderer. Die emotionale Gesundheit ist ein weiterer Teil und die spirituelle Gesundheit wieder ein anderes Element.
Um ein Problem des Körpers zu transformieren oder zu heilen, ist es nötig, den genauen Grund herauszufinden. Indem die Ursache transformiert wird, ist das gesamte Problem gelöst.“
Augen und Nervensystem
Die Augen reagieren auf visuelle Reize, die vom Gehirn entsprechend seiner Programmierung eingeordnet und interpretiert werden. Im Auge tritt als einzigem Körperteil das Gehirn an die sichtbare Oberfläche. Augapfel und Augenhäute sind aus dem gleichen embryonalen Gewebe (aus dem innersten Keimblatt) wie das Gehirn gebildet, so dass man sich vereinfacht den Augapfel als ein nach außen gestülptes Gehirngewebe und die Augenhäute als Fortführung der Hirnhäute vorstellen kann. Die fibrinöse und aderreiche Iris des Auges hat die wunderbare Qualität, alles was unserem Nervensystem Schaden zugefügt hat, als Markierung aufzuzeigen.
Indem wir die Iris mit einer siebenfachen Vergrößerungslupe betrachten, ist es möglich, den gegenwärtigen Zustand und die Hauptschocks, die im Leben geschehen sind, zu sehen. Jeder Schock, egal ob physischer, emotionaler oder psychischer Natur, bildet im Nervensystem eine „Narbe“ oder Blockierung, durch die elektrische Nervenströme nicht mehr ungehindert fließen können. Diese „Narbe“ zeigt sich in der Iris als Fleck, Schatten, Strich oder andere Markierung. Mit Hilfe des ganzheitlichen Augenlesens ist es möglich, die „Schäden“ zu differenzieren und die Ursache derselben herauszufinden.
Es geht dabei nicht nur um den ursächlichen Schock, sondern vielmehr darum, wie dieser traumatisierende Moment das persönliche Leben jetzt noch bestimmt. Jeder schockierende Vorfall und die inneren „Vorbedingungen“ sind durch einen kompetenten Tibetan Pulsing Therapeuten im Auge zu sehen. Mit Hilfe der Körper- und Energiearbeit ist es möglich, diese Blockierungen aufzulösen, so dass sie wieder ein Teil des natürlichen Energieflusses werden.
Einteilung der 24 Organe
Im Tibetan Pulsing wird die Iris in 24 Strahlen eingeteilt, jeder Strahl ist je einem Organbereich zugeordnet (Hals, Dünndarm, Dickdarm, Leber, Nieren, Arme, Beine, Großhirn, Kleinhirn, usw.). Schatten oder Flecken in den einzelnen Bereichen deuten auf eine Schwächung des Organs und auf ein noch unverwirklichtes Potenzial hin. Sie zeigen dem Therapeuten auf, an welchen Punkten er am Körper ansetzen muss, um das Nervensystem an der entsprechenden Stelle auszubalancieren.
Dheeraj, der Begründer des Tibetan Pulsing, wurde zu den unterschiedlichen Augenfarben befragt und was sie über diesen Menschen aussagen. Hier ein Auszug aus seiner Antwort:
„Jedes Merkmal des individuellen Auges ist bedeutend: Wenn du ein braunes Auge hast, wie es die meisten Orientalen haben, hast du einen besonderen Bezug zu sensorischen Vibrationen. Das ist eine Person, die mit ihren Füßen „hört“, die sehr auf physische Empfindungen eingestellt ist, die durch die Bewegungen im eigenen Körper oder anderen Körpern entstehen. Sie spüren die Vibrationen, die über die Erde fortgetragen werden. Ihre Sinne sind auf Bewegung eingestimmt.
Das blaue Auge hat eine magnetische bzw. elektromagnetische Orientierung. Leute mit blauen Augen sind besonders auf Gefühle und Emotionen eingestimmt, sie nehmen elektro-magnetische Vibrationen wahr. Sie sehen das Charisma und die Form des Individuums. Sie stimmen sich auf die Gefühle und das elektromagnetische Feld um sie herum ein.
Menschen mit grünen Augen sind stark auf sich selbst bezogen und können sich grundsätzlich gut abgrenzen. Anders als Menschen mit blauen Augen gehen sie nicht so schnell in Beziehung zu Dingen oder Personen.“
Erfahrungsbericht eines Teilnehmers während der Tibetan Pulsing Ausbildung bei Elvira Schneider: „Meine Erfahrungen während der Tibetan Pulsing Intensiv Ausbildung sind vielfältig. Das Augenlesen in der Gruppe finde ich besonders wertvoll, wenn es auch immer wieder Mut braucht, mir mit Unterstützung der Gruppe ‚ins Auge zu fühlen‘.
Dadurch, dass das Bild der Iris auf die Wand projiziert ist und ich an den entsprechenden Punkten am Körper gehalten werde und der Herzschlag so im ganzen Körper pulsiert, findet die Erforschung der körperlichen und emotionalen Schocks und Verletzungen, die sich in der Zeichnung in dem entsprechendem Organ zeigen, in einem sehr offenem und zugleich intimen Raum statt. Dadurch bekomme ich einen lebendigen Zugang zu den Erfahrungen, die ich vor allem in meiner Kindheit gemacht habe und kann mich gut von den Fragen Elviras und der Gruppe tiefer führen lassen. Beim letzten Augenlesen zu meiner Leber hat sich am Ende ein Satz gezeigt, der die tiefe Überzeugung meines religiös geprägten Geistes zeigt: Je größer das Leid, desto größer der Lohn (im Himmel). Ich bin diesem Glaubenssatz schon öfters begegnet, doch wurde mir diesmal die Absurdität einer solchen Überzeugung schmerzlich bewusst.“
Schatten im Auge auflösen?
Die Arbeit am Nervensystem und das Lösen traumatisierender Erfahrungen verändert auf lange Sicht die Markierungen in der Iris. Die Schatten verschwinden nicht einfach, sondern sie werden erhellt.
„Wenn man fähig ist, etwas in sich zu erkennen oder zu verstehen, entsteht an dieser Stelle im Auge ‚Feuer‘. Es kann unterschiedlich lange dauern, bis sich positive Veränderungen in der Iris zeigen. Das liegt daran, dass Heilung einem Prozess unterliegt. Je nachdem, wie reif der Apfel ist, der gepflückt wird, je nachdem, wie weit das Bewusstsein entwickelt ist und je nachdem, wie bereit das Individuum für Veränderung ist. In einem blauen Auge wird der dunkle Bereich von einer weißen, seidenen Schicht überzogen. Diese ‚Seide‘ wird das Feuer der Bewusstheit genannt. Dieses Feuer ist rezeptiv, feminin. In einem braunen Auge werden Schatten zu goldenem Feuer. Dieses Feuer ist aktiv und maskulin. In einem grünen Auge können beide Varianten auftreten.“
Elvira Schneider ist Heilpraktikerin für Homöopathie, Trauma- und Körperarbeit sowie Yogalehrerin. Sie wurde direkt von Dheeraj in die Heilarbeit von Tibetan Pulsing initiiert und gibt seit 30 Jahren Einzelsitzungen, seit 20 Jahren Seminare und seit einigen Jahren Ausbildungen. Sie lebt und arbeitet auf Gut Saunstorf – Ort der Stille in einer Gemeinschaft um den spirituellen Lehrer OM C. Parkin, in dessen Mysterienschule sie Schülerin ist. Sie ist vertraut mit dem Enneagramm der Charakterfixierungen und begleitet Menschen im Dunkelretreat.
Die nächste Tibetan Pulsing Ausbildung: März 2021
Die Heilkunst des Tibetan Pulsing
248 Seiten, 19,95 Euro
Schirner Verlag
Neuauflage erscheint im Februar 2021
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