Im Hochsommer, wenn die Zeit der Ernte naht, feiern Menschen schon seit Jahrtausenden ein rauschendes Fest der Dankbarkeit, der Freude und Fülle.
Alte Namen für das Erntedankfest sind Schnitterfest, Lughnasadh, Lammas, Kornfest, Opferfest oder auch Mariä Himmelfahrt. Da es ursprüngliche ein Mondfest war, fand es nicht an einem bestimmten Datum statt. Der achteVollmond im Jahreslauf, gezählt von der Wintersonnwende an, bestimmte den Termin, der immer zwischen der Sommersonnenwende und der Herbst- Tagundnachtgleiche lag.
Sommerhitze und Fülle!
Dichter und Maler gleichermaßen schwelgten schon immer leidenschaftlich im strahlenden Licht des August. Golden wiegen sich die Getreidefelder im Wind, an den Bäumen reifen die Äpfel, Birnen und Pflaumen. Himbeeren, Brombeeren und Johannisbeere hängen an den Büschen, der Kräutergarten steht in voller Pracht. Die Sonne durchglüht mit ihrer Feuerkraft alles Irdische, Wachstum und Reife streben dem Höhepunkt zu.
Mitten im Hochsommer nehmen wir jedoch schon leise wahr, dass die Tage wieder kürzer und die Nächte ein wenig länger werden. Das Jahresrad dreht sich weiter und ein unterschwelliges Gefühl von Abschied kündigt sich an.
Ein Gefühl von Sattheit breitet sich aus in der Natur, gestärkt vom goldenen Sonnenlicht runden sich im Herzen der Menschen die Erinnerungen an den Sommer ab. Wolfgang Held
Bauern und Landwirte beobachten das Wetter sehr genau, während das Getreide langsam reift. Denn das Wetter spielt nun eine entscheidende Rolle, die feurige Kraft des Sommers kann sowohl Trockenheit und Dürre als auch Gewitter mit Starkregen oder sogar Feuer bringen und so die lebenswichtige Ernte vernichten. Man kann sich gut vorstellen, dass die Menschen in bäuerlichen Kulturen den Gott der Sonne baten, das Feuer in Schach zu halten und die Hitze im rechten Maß wirken zu lassen.
Schnitterfest oder Lughnasadh
Das Schnitterfest zu Beginn der Erntezeit huldigt dem ersten Schnitt der Ähren. Es war ein Fest, um Gemeinschaft zu leben, zu genießen und den Göttern und Naturwesen Dankbarkeit zu zeigen. Endlich kann geerntet werden, von Getreide, Früchten und Heilpflanzen wurden Vorräte für die kalte Jahreszeit angelegt.
In der keltisch-irischen Tradition wird das Fest Lughnasadh, Lugnásad, Lughnasa, oder neuirisch Lúnasa genannt. Es ist das dritte Mondfest im Jahreslauf, die anderen sind Imbolg, Beltaine und Samhain, die jeweils zwischen den Tag- und Nachtgleichen und Sonnenwenden liegen.
Lugh ist in der keltischen Mythologie der strahlende, leuchtende Held, viele Legenden und Sagen ranken um sein Leben und Wirken. Er war ein Anführer und Hochkönig der Tuatha De Danann, dem „Volk der Göttin Dana“ in Irland. Lugh ist der Gott des Lichtes, des Feuers und der Ernte. Auf dem geschichtsträchtigen zentralen Heiligtum von Irland, dem Hill of Uisneach, soll er in dem See auf dem Hügel ertrunken und oberhalb des Gewässers in einem Grabhügel beigesetzt sein.
Während des Lughnasadh Fests werden in Irland große Feuer entzündet. Man dankt dem Getreidegott, denn in Gestalt des Getreidekorns wird er ausgegesät. Indem er keimt, reift und dann geschnitten wird, schenkt er sein Leben, um das Leben der Menschen zu sichern. Traditionell wird zu Lughnasadh das erste Brot aus dem neuen Getreide gebacken und soll uns daran erinnern, dass das Opfer des Getreidegotts unser Leben ermöglicht.
Lammas
Die Bezeichnung Lammas ist der altchristliche Name im angelsächsischen Raum, abgeleitet von hlaf-mass, loaf-mas und bedeutet: die Messe des Brotlaibes. Brot an sich hat eine besondere Kraft, aber das Brot aus dem ersten Kornschnitt war etwas ganz Besonderes und wurde geweiht. Meist wurde es in Form von sogenannten Gebildbroten gebacken, als geflochtener Kranz oder Zopf. Das christliche Fest wird am 1. August gefeiert und ist der Auftakt für weitere Erntefeste bis Michaeli am 29. September. Dann ist die Ernte eingebracht.
Feiere ein rauschendes Dankesfest
Beim Erntefest danke für die üppigen Gaben der Natur, für die fruchtbare Erde und den reich gedeckten Tisch. Musik und Tanz drücken Freude aus und schaffen Verbundenheit. Feiere gemeinsam mit der Familie oder Freunden ein Fest der Dankbarkeit, am besten im Garten oder der freien Natur. Schmücke einen Altar mit sonnenfarbenen Tüchern von rot über orange bis gelb, lege Getreidebündel dazu, Gräser, Früchte, Sonnenblumen und Kräuter. Ein schöner Brauch ist es, eine Kornpuppe oder einen Kranz aus Ähren zu binden. Stelle eine Schale Wasser dazu und eine Sichel als Symbol für das Schneiden oder Ernten. Backe ein Brot in Form eines Kranzes, segne es und verspeist es gemeinsam.
Kräuter sammeln an Mariä Himmelfahrt, am 15. August
Traditionell werden an diesem Tag Kräuter gesammelt und gesegnet. Früher im Namen der Großen Göttin, heute im Namen Marias in der christlichen Tradition. Die alten Namen „Maria Kräuterweih“, „großer Frauentag“ und „Unser Lieben Frauen Wurzelweih“ sprechen noch heute von den alten Bräuchen.
Einen Kräuterbusch selbst machen
Ziehe mit Freundinnen, Korb, Tuch, Messer (oder Sichel) los, raus in die Natur. Laufe um die Getreidefelder und nimm das goldene Licht wahr. Sammle verschiedene Getreide, Gräser und Blumen, möglichst erst nachdem drei trockene Tage voraus gegangen sind. Typische Pflanzen, die um diese Zeit gepflückt werden können, sind Königskerze, Baldrian, Beifuß, Ringelblume, Eisenkraut, Wermut, Echtes Labkraut, Eberraute, Frauenmantel, Schafgarbe, Gänsefingerkraut.
Zuhause segne dein heilkräftiges Gut und binde daraus einen bunten Strauß. Schreibe persönliche Wünsche auf ein schönes Stoffband und binde es darum. Traditionell sollen diese heilkräftigen Kräuterbuschen die Familie schützen, sie wurden im Haus, Stall und Hof aufgehängt.
Franca Bauer unterrichtet Steinheilkunde, Geomantie und Heilpflanzenkunde und führt Reisen zu Kraftplätzen in Irland und in die Vogesen, ebenso Wanderungen zu besonderen Plätzen im Odenwald und auf der Schwäbischen Alb..
www.franca-bauer.de
Wanderung im Odenwald: Begegne der Seele des Waldes
10./11. Oktober 2020
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